2500 Nachwuchsschachspieler beim weltgrößten Schülerturnier

St. Pauli. Das linke Alsterufer beginnt mit Weiß. Jan Hinrichs stützt den Kopf auf beide Hände und atmet tief ein. Dann führt er seinen Bauern zwei Felder nach vorne und wartet geduldig auf die Reaktion seines Gegners. "Es ist wichtig abzuschätzen, was der Gegner als Nächstes macht", sagt der 18-jährige Schüler vom Gymnasium Grootmoor. Sein Gegner Dennis Petru legt den Zeigefinger auf die Lippen und beginnt mit dem Springer. Zwei Schritte nach vorne, einen zur Seite. Jan Hinrichs tippt sich nachdenklich an die Schläfe.

Gesten, wie sie an diesem Mittwochvormittag des Öfteren im CCH zu beobachten sind. Knapp 2500 Schülerinnen und Schüler sind der Einladung zum 52. Traditionsturnier "Rechtes Alsterufer gegen Linkes Alsterufer" gefolgt. Schachgroßmeister Daniel King ist eigens mit einer Mannschaft der Twickenham Prep School aus London angereist, wo zeitgleich ein Schachturnier stattfindet, das via Internet zugeschaltet wird. Gemeinsam mit Schulsenator Ties Rabe und Barclaycard-Geschäftsführer Carsten Höltkemeyer eröffnete er das nach eigenen Angaben größte Schülerschachturnier der Welt.

Trotz des Medienrummels und der eindrucksvollen Kulisse lassen sich Felix und Tom nicht aus der Ruhe bringen. Es scheint, als würden die beiden Neunjährigen das Spektakel um sie herum gar nicht mitbekommen. "Kinder haben diese Fähigkeit, alles um sich herum auszublenden und sich nur auf das Spiel zu konzentrieren", sagt Anja Messerschmidt, Lehrerin der Brecht-Schule. Für sie und ihren Kollegen Matthias Möller von der Katholischen Schule Blankenese ist Schach "das ehrlichste Spiel der Welt". "Schach ist kein Glücksspiel, man muss selbst Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Neben Frustrationstoleranz lernen die Kinder auch, strategisch zu denken und sich über längere Zeit zu konzentrieren." Während sich Jan und Dennis nach einer Stunde immer noch konzentriert gegenübersitzen, versammeln sich im Foyer immer mehr Schüler vor den zwei großen LCD-Fernsehern, wo sich drachenähnliche Bauern und leicht bekleidete Königinnen vom Schachbrett prügeln. Schachpädagogik der etwas anderen Art.

Fast schon unspektakulär macht dagegen Jan der Partie ein Ende. Er kratzt sich am Ohr und holt zum letzten Spielzug aus. Schachmatt. Mit einem Bauern und zwei Springern sind seine Verluste überschaubar.

Den Gesamtsieg fährt am Ende allerdings das rechte Alsterufer ein. Den begehrten Wanderpokal gewinnt in diesem Jahr die Grundschule Sternschanze, nach dem Motto: Weiß beginnt, Schwarz gewinnt.