Beschuldigte sitzen in Haft. Viel Geld wurde auf Partys mit Prostituierten und bezahlten Prominenten verprasst. Tausende Geschädigte?

Hamburg/Frankfurt. Finanz- und Immobilienunternehmer aus Hamburg und Frankfurt sollen mehrere Tausend Geldanleger um einen Gesamtbetrag von mehr als 100 Millionen Euro geprellt haben. Im Rahmen einer bundesweiten Razzia durchsuchten 15 Staatsanwälte und mehr als 1200 Ermittlungsbeamte am Dienstag Objekte in Hamburg, Hessen, Bayern und vier weiteren Bundesländern.

In Hamburg wurden Hauke B. und Thomas G., Chefs der United Investors Treuhand GmbH, festgenommen. Auch in Frankfurt kamen zwei millionenschwere Jungunternehmer in Untersuchungshaft: Stephan S. und Jonas K., geboren 1981 und 1979, gelten als Hintermänner eines riesigen verzweigten Schneeballsystems, das viele Anleger in den Ruin treiben könnte. Laut Staatsanwaltschaft nutzten sie das Geld der Investoren für ihren "extrem aufwendigen und exzessiven Lebensstil".

Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs mit Kapitalanlagen, Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit: Die Liste der Vorwürfe gegen die jungen Chefs der Firmengruppe S&K und ihre Hamburger Partner ist lang. Mehr als 50 Mitarbeiter der Firmengruppen, die gemeinsam mehr als 100 verbundene Gesellschaften betreiben, stehen im Verdacht, an den Machenschaften beteiligt gewesen zu sein. In Hamburg durchsuchten die Fahnder eine Wohnung am Leinpfad, eine weitere an der Reventlowstraße sowie Büros der United Investors Treuhand GmbH und des United Investors Emissionshauses am Rathausmarkt, am Sandtorkai und an der Bugenhagenstraße. Hauke B. und Thomas G. wurden von der Razzia offenbar überrascht. Von Stephan S. und Jonas K. hieß es dagegen, sie könnten im Vorwege Wind davon bekommen haben.

Nach Informationen des Abendblatts sollen die Chefs des mutmaßlichen Betrügerrings vor allem in Frankfurt ausschweifende Partys mit bezahlten Prominenten und Prostituierten veranstaltet haben. Das Geld soll unter anderem für hochwertige Fahrzeuge, Uhren im Wert von bis zu 100.000 Euro, Betten für bis zu 70.000 Euro und im Falle von S. auch für ein Wassertherapiebecken für Hunde - Wert 20.000 Euro - verbraucht worden sein.

Ob das Vermögen der Anleger unwiederbringlich verloren ist, steht indes noch nicht fest. Doris Möller-Scheu, Sprecherin der in diesem Fall federführenden Staatsanwaltschaft Frankfurt, sagt: "Wir haben einen Arrest über 100 Millionen Euro erwirkt und müssen jetzt sehen, ob dieses Geld auf Konten oder in Form von Immobilien noch vorhanden ist." Nach ihrer Einschätzung wurde das Schneeballsystem der S&K und des Hamburger Emissionshauses noch in einer relativ frühen Phase gestoppt. Die Firmen setzten mit den Fonds, mit denen Anlegern eine jährliche Rendite von bis zu zwölf Prozent versprochen wurde, offenbar vor allem auf Kunden, die wegen der Finanzkrise sichere Investmentmodelle suchten. Betroffen sind vermutlich viele unerfahrene Kleinanleger.

Das Firmengeflecht war bereits mehrfach ins Visier von Fahndern und Anlegerschützern geraten. So hatte die Frankfurter S&K in der Vergangenheit Kapitallebensversicherungen aufgekauft, das Geschäft dann aber selbstständig wieder eingestellt. Doch es kam zu Unregelmäßigkeiten, die Staatsanwaltschaft ermittelte. Zuletzt stellte das "Manager Magazin" infrage, dass der mit 1,7 Milliarden Euro angegebene Wert des S&K-Immobilienbesitzes der Realität entspreche. Vielfach sollen Immobilien aus dem Firmenbesitz mit Gefälligkeitsgutachten teuergerechnet worden sein. Die Unternehmen wollten sich zu den Vorwürfen nicht äußern.