Der Hamburger Flughafenchef Michael Eggenschwiler ist sich sicher: Niedrigpreise werden den regionalen Luftverkehr bestimmen.

Hamburg. Die Luftverkehrsbranche steht vor einem radikalen Umbruch. "Noch vor zwei oder drei Jahren hielt es wohl niemand für möglich, dass die zumeist weltbekannten, früher oftmals staatlich geschützten Traditionsfluggesellschaften innerhalb kürzester Zeit der Vergangenheit angehören könnten", sagte Michael Eggenschwiler, Chef des Hamburger Flughafens.

"Heute ist das ein Szenario, das durchaus Wirklichkeit werden könnte", erklärte Eggenschwiler zum Auftakt der Hamburg Aviation Conference. Zu dem Branchenkongress am Donnerstag und Freitag werden 150 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Zukunft der Fluggesellschaften und Flughäfen sprechen.

Eggenschwiler ist überzeugt, dass nur einfache Geschäftsmodelle, die auf einer einzigen Säule aufbauen, erfolgreich sein werden. Das Merkmal können Niedrigpreise oder bestimmte regionale Stärken sein. "EasyJet und Ryanair werden die Europa-Airlines sein, wobei EasyJet sich weiterhin durch mehr Services insbesondere für Geschäftsreisende abzuheben versuchen wird", so der Flughafenchef.

"Das Niedrigpreis-Modell ist mit Abstand andauernd profitabler als jedes andere Modell", sagte Montie Brewer, früherer Chef von Air Canada und Mitglied im Verwaltungsrat der irischen Aer Lingus. Für 2012 erwarte der weltweite Luftverkehrsverband IATA für die Branche eine Gewinnmarge von lediglich einem Prozent. "Das ist weit entfernt von den sieben oder acht Prozent Gewinnmarge, die die Branche bräuchte, um weiter in ihr Geschäft zu investieren", so Brewer.

Das Internet biete innovativen Airlines jedoch die Chance, ein direktes Verhältnis zu ihren Kunden aufzubauen - bis hin zu individuellen, maßgeschneiderten Preisen. "Wenn eine Fluggesellschaft 13 Millionen Kunden hat, hat sie jetzt die Möglichkeit, 13 Millionen unterschiedliche Tarife zielgerichtet anzubieten", so Brewer.

Doch die Passagiere erwarteten von den Airlines auch einen individualisierten Service abseits der starren Buchungsklassen, sagte Ursula Silling, Chefin der Unternehmensberatung XXL Solutions. So könnten etwa Fluggäste bei Air New Zealand auch in der Economy-Klasse für einen Aufpreis einen Leersitz neben dem eigenen buchen, um zum Beispiel als Geschäftsreisender besser während des Fluges arbeiten zu können. Bei Air Baltic aus Lettland könnten Passagiere, die keine Gelegenheit haben, noch ein Geschenk für die am Zielort besuchten Personen zu kaufen, vor dem Abflug unter anderem Rosensträuße vorbestellen, die dann an Bord bereit sind.

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch sagte, die zum 16. Mal stattfindende Konferenz sei eine "einzigartige Veranstaltungsreihe", die der Branche ein nutzerorientiertes Forum biete. Hamburgs Flughafen sei im Hinblick auf die Anbindung an Drehkreuze gut aufgestellt: "Man kann 900 Ziele weltweit mit nur einmal umsteigen erreichen."