Wilhelmsburger Friedrich-Wilhelm Koch liefert Briketts noch nach Hause. Umsatz macht der 61-Jährige aber vor allem mit Propangas.

Hamburg. Der Auftrag geht jedes Jahr im August ein. Seit Jahrzehnten schon bestellt die heute 96-jährige Kundin einmal im Jahr Briketts. Zunächst bei Friedrich-Wilhelm Kochs vor gut zwölf Jahren verstorbenen Vater und jetzt bei ihm. Sie ordert schon im Sommer, weil früher zu dieser Zeit niedrigere Preise galten. Das hat sich zwar geändert. Trotzdem kann sich Koch darauf verlassen, dass die Witwe ihm zehn Zentner Briketts für ihren Küchenofen abnimmt. "Sie zahlt dafür rund 160 Euro und kommt mit den Kohlen dann für ein Jahr aus", sagt Koch. Der 61-Jährige ist neben einem Unternehmen in Altona einer der letzten beiden Kohlehändler in Hamburg, die den Brennstoff noch persönlich anliefern.

Ausgangspunkt für das Geschäft von Koch ist ein Kellerraum in Wilhelmsburg, den er und sein Mitarbeiter Klaus Witkowski als Büro nutzen. Den Raum, in den durch zwei kleine Fenster ein wenig Licht fällt, hat noch sein Vater eingerichtet. Ein alter Tresen steht dort, ein paar Bürostühle und in einer Ecke ein funktionsfähiges Mofa Marke Velo Solex, das eine besondere Rolle in Kochs Leben spielt. Hier hören Koch und Witkowski täglich die per Telefon eingegangenen Bestellungen ab und machen sich dann auf zu den Kunden.

Auf gut 100.000 Euro Umsatz kommt die im Jahr 2000 gegründete Firma Brennstoffe Koch heute. 90 Prozent davon werden zwar mit Propangas erzielt, das in jährlich 6000 Flaschen für Gartenhäuser, Wohncontainer, Campingplätze, Imbissbuden oder auch Marktstände bereitgestellt wird. Das Liefern und Austragen der Kohlen hat sich aber Koch vorbehalten. Zehn bis zwölf Tonnen bestellen die Kunden des Wilhelmsburgers jährlich bei ihm.

"Mit Kohlen macht man aber keine Kohle", sagt der Firmeninhaber. Für die Kunden kann die Wahl des fossilen Energieträgers dennoch effizient sein. So reichen nach Kochs Rechnung 60 Zentner Koks für ein gut isoliertes Einfamilienhaus aus, um mit einem entsprechenden Kessel warmes Wasser zu erzeugen und zu heizen. "Das kostet dann 1800 Euro im Jahr. Öl kann da rasch teurer sein", sagt Koch.

Mit den höheren Energiepreisen hat der 61-Jährige zuletzt in Hamburg ein steigendes Interesse an Koks und Briketts ausgemacht. "Die Menschen wollen unabhängiger von Gas und Öl werden, für die sie immer mehr bezahlen müssen", sagt er. Aber auch mit einem Kaminofen ließen sich bis zu 60 Quadratmeter große Räume wärmen. Zumindest reichten solche Öfen für die Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst aus. Dazu ist es möglich, gesammeltes Holz oder Verpackungen gleich mit zu verbrennen. "Wenn wir die Kohle liefern, wird zudem kein Kofferraum dreckig", sagt Koch.

Derzeit gehen seine Kohlen aber nicht nur an private Kunden, sondern auch an fünf Museumsschiffe im Övelgönner Hafen oder an die Rudolf-Steiner-Schulen in Hamburg. Deren Schüler brauchen die Kohlefeuer für kleinere Schmiedearbeiten.

Obwohl sein Vater über viele Jahre hinweg in Wilhelmsburg als Kohle- und Ölhändler bekannt war, hat sich Koch erst spät für ein eigenes Geschäft in der Branche entschieden. Vielmehr schloss er nach dem Realschulabschluss in Wilhelmsburg Ende der 60er-Jahre zunächst eine Lehre als Industriekaufmann bei Kaufhof ab. "Damals habe ich allein Textilien verkauft", erinnert sich Koch. Schon mit 21 Jahren machte er sich dann zum ersten Mal selbstständig, verkaufte Autoersatzteile und nach zwei Jahren die gesamte Firma. Bis zur Gründung seiner heutigen Firma blieb er immer nur einige Jahre in einem Job. Denn die Liebe zu Afrika bestimmte fortan sein Leben.

Er trampte bis nach Marokko, fuhr später mit seiner Solex bis zum Kap der Guten Hoffnung und marschierte Anfang der 90er-Jahre sogar zu Fuß bis nach Namibia. Dabei wurde er von privaten Sponsoren und Greenpeace unterstützt, weil er sich gegen das Abholzen der Urwälder und für die Rechte der Bauern und Landarbeiter in den afrikanischen Staaten einsetzte. Teilweise war er länger als zwei Jahre am Stück unterwegs. Den Ansporn für seine Liebe zu Afrika erklärt er mit einem Satz: "Ich bin neugierig."

Als Geschäftsmann führte Koch zwischendurch ein Restaurant in Wandsbek, eine Gaststätte auf einem Campingplatz im spanischen Algeciras und versuchte sich auch als Organisator von Abenteuerreisen. Immer wieder aber verkaufte er seine Firmen, um auf Reisen gehen zu können. Der Brennstoffhandel ist nun das Unternehmen, dem er am längsten die Treue gehalten hat. Und die Zukunft? "Mal gucken", sagt Koch. Klar ist für ihn: Auch mit 61 Jahren denkt er noch lange nicht ans Aufhören. "Wenn sich der Trend zu den Öfen fortsetzt, könnte ich mir vorstellen, künftig auch neue Kunden zu beliefern", sagt er. Zudem wäre es auch möglich, das Sortiment um Holz und Pellets zum Heizen zu erweitern. Bisher sind dies aber nur erste Ideen.

Auch Afrika könnte ihn wieder locken. Gerade das jüngst vom Krieg heimgesuchte Mali hat es ihm angetan. Einen erneuten Aufbruch will er nicht ausschließen. "Bisher habe ich nicht nur geschäftlich, sondern auch auf meinen Reisen immer Glück gehabt."