Die Polizei ermittelt wegen Tierquälerei gegen zwei Männer. Die Welpenhändler verkauften erst sechs Wochen alte Chihuahuas.

Kirchwerder/Hamm. Es ist wohl die erste richtige Kinderstube der sechs Chihuahua-Mix-Welpen, auch wenn sie derzeit noch auf der Isolierstation des Tierschutzvereins an der Süderstraße verharren müssen. Doch ihr jetziges Leben ist kein Vergleich zu der Odyssee, die der erst sechs Wochen alte Hundenachwuchs in den vergangenen Tagen durchleben musste. Viel zu früh von den Muttertieren getrennt, teils bereits schwer erkrankt, ohne Impfung und Entwurmung, sollten die Welpen illegal in Hamburg verkauft werden.

Am Montagmittag konnten Beamte der für Tierschutzdelikte zuständigen Wasserschutzpolizei zwei 30 und 38 Jahre alte Hundehändler am Kirchwerder Hausdeich bei einem Verkaufsgespräch festnehmen und die sechs Welpen befreien. "Einer sollte verkauft werden, fünf weitere entdeckten die Beamten im Kofferraum des Peugeot 306 der Männer", sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Wie lange sie schon in dem Wagen ausharrten, ist unklar.

Unterkühlt, wegen Durchfalls geschwächt und massiv von Flöhen befallen, hätten mehrere der Tiere die kommenden Tage nicht überlebt. Der Zustand eines der Welpen war auch gestern noch kritisch, erklärte Tierschutzvereins-Chefin Katharina Woytalewicz, die anderen fünf sind mittlerweile aus dem Gröbsten heraus. Damit bleibt ihnen das Schicksal mehrerer Artgenossen erspart, die in den vergangenen Wochen in Hamburg verkauft wurden und aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes kurz darauf verendeten.

Allein aus dem Bezirk Altona sind seit Dezember mindestens fünf Fälle bekannt, in denen Welpen noch am Tag ihres Verkaufs oder einen Tag darauf starben. Insgesamt hat die Wasserschutzpolizei in den vergangenen drei Monaten elf Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und Betrugs verfolgt. Verkauft wurden nicht nur Chihuahua-Welpen, sondern auch andere Rassen, unter anderem Beagle-Welpen.

Mit der Festnahme der beiden Händler hoffen die Beamten dem illegalen Treiben ein Ende gesetzt zu haben, doch noch sind Fragen offen: Unklar ist, wo die Welpen gezüchtet wurden, die zwei Würfen entstammen und ob es weitere Händler gibt. Die Festgenommenen machten keine Aussage. Sicher ist nur, dass sie die Hunde im Internet anboten.

Tierheim-Chefin Woytalewicz: "Laut Tierschutz-Hundeverordnung dürfen Welpen nicht vor der achten Lebenswoche verkauft werden." Besser sei, wenn sie bis zur elften Woche im Wurf blieben. Diese Zeit sei nötig, damit die Tiere soziales Verhalten erlernen und sich physisch ausreichend entwickeln. Auch wenn die Zahl der Straftaten gegen das Tierschutzgesetz laut Polizeistatistik in Hamburg von 2010 auf 2011 um fast ein Drittel auf 120 Fälle gestiegen ist: Illegaler Welpenhandel ist laut Tierschutzverein eigentlich kein Thema in der Hansestadt. "Wir hoffen, dass diese Welle jetzt nicht zu uns herüberschwappt", sagte Woytalewicz. "Der letzte Fall liegt Jahre zurück."

Wer sich einen Rassehund wünsche, dürfe sich nicht auf Billigangebote einlassen. 280 Euro verlangten die beiden Händler laut Polizei in Kirchwerder für einen der angeblich reinrassigen Chihuahua-Welpen. "Normalerweise kostet so ein Welpe knapp 1000 Euro", so Woytalewicz. Sie hofft, dass die Ermittlungen schnellstmöglich abgeschlossen und die Welpen zur Vermittlung freigegeben werden. "Je jünger sie sind, desto höher ist die Chance, sie zu vermitteln." Die Polizei sucht Geschädigte der beiden Hundehändler. Hinweise erbeten unter Tel. 428 65 67 89.