Eine Glosse von Stefan Grund

Hamburg hat deutlich mehr Brücken als Venedig, aber deutlich weniger Karneval. Genau genommen gar keinen. Die drei Feiern, die auf hamburg.de angekündigt werden, finden nicht mal in der Karnevalszeit statt, sondern davor (Carneval Drum Clash in der Fabrik am 8. Februar, "Küss mich"-Faschingsfestival im Lokal Das Parlament am 9. Februar) oder danach (Bergedorfer Lilabe-Party am 22./23. Februar).

Auch andere Bemühungen, den Karneval halbwegs anständig über die Bühne zu bringen, scheitern in Hamburg kläglich. So lädt Erzbischof Werner Thissen zum "Aschermittwoch der Künstler 2013". Eingeladen hat er Hubertus Gaßner, den Direktor der Kunsthalle, und der ist bestimmt kein Künstler. Nach einer Andacht im Mariendom spricht Professor Gaßner in der Kunsthalle über Bilder. Das wird puppenlustig, denn "der Aschermittwoch läutet auch eine Zeit ein, die auf das Osterlachen als Zeichen der Freude des Lebens vorbereiten soll", so die katholische Kirche, die schon wegen ihrer stets lustig kostümierten Mitarbeiter über hohe Faschingskompetenz verfügt.

Und dann tritt auch noch in der Karnevalshauptstadt Rom der Papst zurück, frei nach dem Motto "Am Rosenmontag ist alles vorbei". Asche auf unser überhaupt: Wer nicht mehrere Arbeitstage im Jahr ausfallen lässt, um trunken vor Freude durch die Stadt zu eiern, kann natürlich auch ein paar Brücken mehr bauen.