Statistik zum Unterrichtsausfall kann nur der erste Schritt sein

Unterrichtsausfall zählt zu den größten Ärgernissen für die Eltern schulpflichtiger Kinder. Ist der Nachwuchs früher nach Hause gekommen, steht Vätern und Müttern die genervte Frage "Warum denn nun schon wieder?" schnell vor Augen. Sind beide Eltern berufstätig, gibt es ebenso wie bei Alleinerziehenden leicht das Problem der Spontan-Betreuung.

In Hamburg wird der Ärger noch dadurch gesteigert, dass es bislang keine verlässlichen Zahlen über das Ausmaß des Stundenausfalls gibt, einmal abgesehen von wenigen Stichtagserhebungen. Weil das politisch für Schulsenatoren und Kultusminister sogar ganz bequem ist, schließlich laufen unbequeme Fragen so ins Leere, konnte sich das Nichtwissen vermutlich so lange halten.

Dabei ist das Wegschauen beim Unterrichtsausfall angesichts des Wissensdurstes in anderen Bereichen nicht nachvollziehbar: Schülerleistungen werden auf allen Ebenen gemessen, die Schulinspektion nimmt jede Schule unter die Lupe und überprüft Anspruch und Wirklichkeit.

Insofern hat Hamburgs Schulsenator Ties Rabe konsequent den richtigen Weg beschritten. Seit November werden alle Ausfallzeiten an den staatlichen Schulen flächendeckend im Wochenrhythmus erhoben. Und es zeigen sich erhebliche Unterschiede: Während an den Grundschulen kaum eine Unterrichtsstunde ersatzlos ausfällt, liegt der Anteil der Fehlstunden an Stadtteilschulen und Gymnasien vor allem von Klasse 7 und 8 an zwischen zwei und drei Prozent, zum Teil darüber. Das ist zu viel.

Auch wenn aufgrund der Verlässlichen Halbtagsgrundschule eigentlich kein Kind nach Hause geschickt werden darf, so ist trotzdem zu fragen, warum die Grundschulen offensichtlich erfolgreicher mit dem Problem umgehen, obwohl sie weniger Personal haben und daher unflexibler sind als weiterführende Schulen.

Dass im Durchschnitt jede zehnte Stunde nicht von dem dafür vorgesehenen Lehrer regulär gegeben wird, muss sehr nachdenklich stimmen, auch wenn ein Teil auf Projekte und Klassenfahrten entfällt.