Es ist noch nicht lange her, da ließen sich renommierte Wirtschaftswissenschaftler mit den Worten zitieren, die Zeit der hohen Inflationsraten sei nicht mehr fern. Von fünf, sogar von zehn Prozent war die Rede. Denn die studierten Ökonomen waren sich sicher, dass die von der Europäischen Zentralbank (EZB) betriebene lockere Geldpolitik unweigerlich zu immensen Preissteigerungen führen muss. So hatten sie es zumindest aus den mit unverständlichen Grafiken und komplizierten Formeln gespickten Standardwerken der Volkswirtschaft gelernt, mit denen Zigtausende Studenten über Jahrzehnte in Vorlesungen gequält wurden. Nur wie so oft im Leben haben Theorie und Realität meist nicht viel miteinander gemein.

Im Januar 2013 liegt die Inflationsrate bundesweit bei nur 1,7 Prozent. Trotz historisch niedriger Zinsen, trotz des Aufkaufs fast wertloser Staatsanleihen seitens der EZB, trotz hoher Lohnabschlüsse. Geld fließt, aber wohin? Offensichtlich nicht in den täglichen Konsum. Die Euro-Krise hat volkswirtschaftliche Theorien ad absurdum geführt. Denn sie haben einen nicht zu unterschätzenden Faktor ausgeblendet, der nicht so recht in Grafiken und Formeln passt: die Psychologie des Konsumenten. Letztlich führt eine größere Geldmenge nur zu flächendeckenden Preissteigerungen wenn mit ihr auch Produkte und Dienstleistungen nachgefragt werden. Die Verunsicherung in Zeiten der Verschuldungskrise lässt die Menschen aber sparen - trotz niedriger Zinsen - und verführt sie zu irrational hohen Investitionen in das angeblich sichere Betongold, also in Häuser und Wohnungen. Weil sie Angst haben vor Inflation, die aber nicht kommt.