Bewerber werden knapp. Immer mehr Hamburger Unternehmen setzen auf Prämien und andere Zusatzleistungen um Lehrlinge zu locken.

Hamburg. Der Kampf um Auszubildende in Hamburg wird immer härter. Firmenchefs bieten Jugendlichen jetzt besondere Anreize, damit sie sich für eine Lehre in ihrem Betrieb entscheiden. So gibt es beim Selbstbedienungsrestaurant Marché am Flughafen Geldprämien für gute Zensuren. Die Besten eines Jahrgangs bekommen vom Restaurant sogar ein Jahr lang einen Smart gestellt, inklusive aller Kosten für Privat- und Dienstfahrten.

"Der Ansporn, das Auto nutzen zu können, war für mich riesig", sagt Sophie Boldt, die nach dem zweiten Lehrjahr zu den fünf Besten der bundesweit 167 Lehrlinge von Marché zählte. "Solche Zusatzleistungen sprechen sich herum und werden weitere Jugendliche motivieren, sich hier zu bewerben", so die 23-Jährige. "Mit dieser Regelung sind wir Vorreiter", sagt Christa Heinke, die in der Schweizer Zentrale von Marché für die Ausbildung zuständig ist. "Es ist für uns eine gute Möglichkeit, um junge Leute zu bekommen."

Tatsächlich haben Jugendliche in Hamburg bei guten Schulnoten inzwischen fast die freie Wahl unter den Ausbildungsplätzen. Der Bedarf ist groß, und die Jahrgänge werden immer kleiner. "Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es in der Stadt 2013 mehr Lehrstellen als Bewerber geben wird", sagte der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Sönke Fock, am Donnerstag in Hamburg. Derzeit werden allein in der Jobbörse der Agentur im Internet 7200 Ausbildungsplätze angeboten. "Das sind zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr", so Fock. "Da wird es einen Kampf um die Besten geben."

Marché ist kein Einzelfall. Bei der Spielefirma Goodgame können Auszubildende vom ersten Tag an kostenlos in der Firma frühstücken, das hauseigene Schwimmbad nutzen und ein Gratis-Feierabendbier trinken. "Wir müssen den angehenden Fachinformatikern etwas bieten, um die Richtigen zu finden", sagt Sprecher Andreas Haase.

Sowohl die Hamburger Handelskammer als auch die Handwerkskammer, die gemeinsam rund 185.000 Firmen vertreten, halten Zugaben für ein erfolgreiches Mittel im Wettbewerb um Lehrlinge. "Das wird künftig sicher noch stärker als bisher genutzt", sagt Fin Mohaupt, Leiter der Ausbildungsberatung der Handelskammer. So sieht es auch Oliver Thieß, Leiter Bildungspolitik bei der Handwerkskammer. "Unsere Mitgliedsbetriebe sind zumeist Mittelständler, nicht so bekannt wie die Lufthansa oder Airbus", argumentiert er. Um diesen Nachteil auszugleichen, sollten die Firmen für gute Leistungen Prämien ausloben, über Tarif zahlen, zusätzliche Urlaubstage gewähren oder eine Übernahme nach der Ausbildung garantieren. "Ich bin sicher, dass dies auch schon geschieht."

Sophie Boldt braucht sich keine Gedanken mehr über eine Übernahme zu machen. Marché will sie in jedem Fall im Team behalten. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, soll sie im Sommer als stellvertretende Schichtführerin beginnen. Dann wird sie Verantwortung für bis zu 15 Mitarbeiter tragen.