Ende der Bauarbeiten: Erstmals seit 2008 werden am Wochenende alle acht Fahrspuren gleichzeitig befahrbar sein.

Waltershof/Othmarschen. Durchgehend geöffnet, tatsächlich: Erstmals seit Dezember 2008 werden am kommenden Wochenende alle vier Elbtunnelröhren gleichzeitig befahrbar sein. Und das Beste daran: Sie werden so schnell auch nicht wieder gesperrt, wenn nichts Ungeplantes dazwischenkommt. Durch die Freigabe aller acht Spuren werde die Stauhäufigkeit am Nadelöhr des Nordens deutlich sinken, vermuten Verkehrsexperten. Zumindest, bis die Bauarbeiten für den A-7-Deckel nördlich des unterirdischen Bauwerks beginnen. Das wird voraussichtlich im Jahr 2014 so weit sein.

Es ist schon eine Art historischer Moment: Am morgigen Freitag werden der parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium Enak Ferlemann, Senator Frank Horch und der Leiter des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer, Hans-Jochen Hinz, die sicherheitstechnischen Umbauten in den "alten" Tunnelröhren präsentieren. Am Wochenende wird dann die zuletzt sanierte erste Röhre, die östlichste der vier Tunneldurchfahrten, wieder freigegeben. Die Innenausstattung des Tunnels ist dann mit dem Urzustand kaum noch vergleichbar. 120 Millionen Euro sind allein seit Januar 2009 investiert worden, als die Nachrüstung nach erforderlichen Sicherheitsstandards begann. So wurden seitdem drei zusätzliche Fluchttunnel gebaut, eine hocheffektive Rauchgasabsaugung installiert, der Brandschutz verbessert, die Fahrbahnentwässerung optimiert, die Brandnotbeleuchtung erneuert, Notrufnischen und eine neue Lautsprecheranlage eingebaut.

Seit Januar 2009 hatte dafür jeweils eine Röhre gesperrt werden müssen. Und auch schon in den Jahren zuvor war der Zeitraum des echten Vier-Röhren-Betriebes überschaubar. Nachdem im Jahr 2003 stets mindestens eine Röhre gesperrt war, lief der Verkehr 2004 immerhin zwischen Mai und Oktober über alle Spuren. 2005 war der Tunnel zwischen Mai und September frei, 2006 und 2007 jeweils von Juni bis September, im Jahr 2008 rollte der Verkehr ganzjährig achtspurig.

Etwas später als geplant, aber früher als befürchtet, erfolgt nun die unbefristete Freigabe: Zunächst war eine Öffnung sämtlicher Röhren für den Dezember 2012 anvisiert worden. Ein Zwischenfall beim Probelauf der modernen Sicherheitstechnik verhinderte dies. Als die Ingenieure die Entlüftungsanlage in Betrieb nahmen, lösten sich Metallplatten in einem der Abluftkanäle. Sämtliche Bleche mussten aufwendig und kostspielig ersetzt werden.

Dass es künftig keine Staus mehr am Nadelöhr geben wird, glauben indes auch die optimistischsten Verkehrsexperten nicht: Mit im Schnitt 95.000 Autos und 25.000 Lastern am Tag ist die Kapazitätsgrenze des Tunnels - auch mit allen vier Röhren - nahezu erreicht. Als der Urtunnel im Jahr 1968 in den Bau ging, war eine Verkehrslast von gerade einmal 60.000 Pkw und Lkw erwartet worden. Doch gerade der Schwerlastverkehr nahm überproportional zu. Massive Verkehrsbehinderungen wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon in den nächsten Jahren wieder geben. Die Verkehrsbehörde rechnet für 2014 mit dem Beginn der Bauarbeiten für den A-7-Deckel. Gestartet wird in Schnelsen. Von dort nähern sich die Arbeiten und damit auch die Spurensperrungen dem Tunnel. Der Planfeststellungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt des gewaltigen, vom Bund getragenen Projekts ist ergangen. Bis mindestens 2020 wird die A 7 nördlich des Tunnels also zur Dauerbaustelle.

Und auch im Süden des Tunnels droht Stillstand: Dort soll die Autobahn von drei auf vier Spuren erweitert werden. Der benötigte Raum soll durch den Zusammenschluss der Richtungsfahrbahnen gewonnen werden. Derzeit verlaufen sie in großem Abstand zueinander. Fraglich ist jedoch, ob die 110 Betonpfeiler, auf denen die Autobahn hier auf 3,8 Kilometern lastet, dem zusätzlichen Gewicht standhalten können oder ob sie erneuert werden müssen.