Hamburg. Es passiert nicht allzu häufig, dass die Polizei einen Autozündler fasst. Noch seltener landen die Täter vor Gericht. Im Gegensatz zu vielen Brandstiftern, die mit ihren Taten ungeschoren davonkommen, wurde gegen Marcel G., 23, Anklage erhoben: Eine Polizeistreife griff den jungen Mann auf, nachdem er Ende August 2012 auf dem Parkplatz am Elbpark (Zirkusweg) mutmaßlich vier Autos aus dem Bestand des Hafenkrankenhauses angezündet hatte. Drei VW Golf Kombi und ein VW T 4 brannten vollständig aus. Die Flammen griffen zudem auf einen weiteren Golf Kombi über, der schwer beschädigt wurde. Sachschaden: rund 70.000 Euro.

Ein Zeuge hatte den Zündler in jener Nacht beobachtet und ihn der Polizei als dunkel gekleideten Mann beschrieben, der eine auffällig bunte Blümchendecke bei sich trug. Die Beschreibung passte auf den obdachlosen Marcel G., den die Beamten nur wenige Meter vom Brandort entfernt entdeckten. Seit Dienstag steht der junge Mann vor dem Amtsrichter.

Der 23-Jährige schweigt indes zu den Vorwürfen. Das Corpus Delicti - Grillanzünder - fanden die Beamten nahe dem Brandort in einem Gebüsch. Marcel G. entdeckten sie auf einer Parkbank an der Bernhard-Nocht-Straße, "augenscheinlich gerade aufgewacht oder zumindest tat er so", erinnerte sich ein Polizist vor Gericht.

Mit dem Verdacht konfrontiert, habe der Mann den Tatvorwurf abgestritten und gegenüber den Polizisten angegeben, glühender Anhänger der linken Szene zu sein. Er sei "ein Autonomer, gegen das Kapital. Und das schließt auch ein, Sachen zu beschädigen", habe der 23-Jährige geäußert.

In den Stunden vor der Brandlegung, so Marcel G., habe er mit Freunden in einem Restaurant gezecht. Die Namen der Freunde sei er ihnen aber schuldig geblieben, bemerkte ein Polizist. "Er war stundenlang mit ihnen unterwegs, will aber nur ihre Spitznamen kennen. Das kam mir dann doch sehr unglaubwürdig vor", sagte er.

Im Portemonnaie des 23-Jährigen entdeckten die Beamten zudem ein weißes Pulver, "dabei kann es sich nach meiner Erfahrung als Beamter um Rückstände von Grillanzündern gehandelt haben", sagte ein Polizist aus. Bei der Überprüfung der Personalien des mutmaßlichen Brandstifters stellten die Polizisten fest, dass er gerade aus dem Gefängnis entlassen und bereits mehrfach wegen Brandstiftung strafrechtlich in Erscheinung getreten ist.

Der Polizist sagte dazu vor Gericht aus: "Er sagte uns, er habe bislang allerdings immer nur Mülltonnen angezündet."

Der Prozess wird fortgesetzt.