Die Uni Düsseldorf hat das Verfahren nicht im Griff

Die Treueschwüre und Solidaritätsbekundungen an die Adresse der angezählten Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) können ebenso schnell Vergangenheit sein wie die Karriere eines Freiherrn zu Guttenberg. Beide Namen stehen für umstrittene Doktorarbeiten, auch wenn die Einzelfälle kaum miteinander vergleichbar sind. Aber beide stehen für die auffallend häufigen Affären um Politiker-Doktortitel, die mithilfe einer Methodik zustande gekommen sind, die kaum noch das Gütezeichen wissenschaftlich verdient und deren Häufung das ungute Gefühl aufkommen lässt, dass hier vielleicht nur die Spitze eines Eisbergs aufgetaucht ist.

Dennoch hat jeder, der in den schlimmen Verdacht geraten ist wie die Ministerin, das Recht, dass die ihr unterstellten Fehler vorurteilsfrei und vor allem zügig überprüft werden. Denn mit jedem weiteren Tag der Ungewissheit, ob und in welcher Form die Vorwürfe zutreffen, wird ihr Ruf ramponiert. Dadurch wird nicht nur ihre Person geschädigt, sondern werden auch ihre Partei und die Regierung in Mitleidenschaft gezogen.

Warum braucht die Universität Düsseldorf schon mehr als acht Monate, um die Doktorarbeit der Ministerin zu überprüfen? Das ist fast dreimal so viel Zeit, wie sie einem Gutachter zugestanden wird, der innerhalb eines geregelten Promotionsverfahrens eine Arbeit zu bewerten hat. Von einer Hochschule, zu deren Alltag es gehört, dass dort wissenschaftliche Arbeiten bewertet werden, kann man erwarten, dass sie innerhalb weniger Wochen einen solch schwerwiegenden Verdacht bestätigt oder widerlegt. Hat die damalige Pädagogikstudentin Schavan bei den Zitaten nur geschlampt? Oder hat sie systematisch getäuscht? Gibt es in ihrer Dissertation Ungereimtheiten? Oder ist das ganze Werk ein Plagiat, dem die geforderte eigenständige wissenschaftliche Qualität fehlt?

Diese Fragen hätten Fachleute längst beantworten können. Es sei denn, die Uni Düsseldorf hat ihr eigenes Verfahren nicht im Griff. Dieser Verdacht liegt nahe, nachdem Einzelheiten eines internen, offensichtlich unzureichenden Gutachtens an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Jetzt steht nicht nur die Doktorarbeit der Ministerin auf dem Prüfstand, sondern der Ruf der Düsseldorfer Universität.