Niemand bietet für Immobilie des Rote-Flora-Eigentümers. Halbes Jahr Zeit für Gläubiger, um Fortsetzung des Verfahrens zu beantragen.

Hamburg. Der selbst ernannte Hamburger Kulturinvestor Klausmartin Kretschmer scheint in finanziellen Schwierigkeiten zu stecken - zumindest stand am Donnerstag vor dem Amtsgericht an der Caffamacherreihe in der Neustadt die Zwangsversteigerung seiner Riverkasematten am St.-Pauli-Fischmarkt an.

Um Punkt 9.30 Uhr begann Rechtspfleger Sven-Ove Baumgartner in Saal 224 mit der Versteigerung. Etwa 30 Zuschauer waren gekommen, darunter aber kaum ernsthafte Interessenten. Der Verkehrswert der unter Denkmalschutz stehenden Immobilie mit 1943 Quadratmeter Grundstück am St.-Pauli-Fischmarkt wurde auf 1,6 Millionen Euro geschätzt. Das Mindestgebot lag bei 800.000 Euro.

Doch nach einer halben Stunde Bietzeit lag kein Gebot vor. Jetzt haben die Gläubiger ein halbes Jahr Zeit, um eine Fortsetzung des Verfahrens zu beantragen. Die Sparkasse Holstein hat eine Grundschuld von 1,6 Millionen Euro im Grundbuch eingetragen. Aber auch andere Gläubiger haben im Zusammenhang mit der Versteigerung beim Amtsgericht Forderungen gegen den schillernden Kaufmann, dem auch das Kulturzentrum Rote Flora im Schanzenviertel gehört, geltend gemacht: So will die Stadtreinigung für die Gehwegreinigung vor der Immobilie noch 2164,59 Euro haben. Das Finanzamt fordert noch 507 Euro Grundsteuer.

Nicht gut zu sprechen auf seinen Vermieter Kretschmer ist Bahman Moaiyeri, der seit 2005 ein Restaurant in den Riverkasematten betreibt: "Der Vermieter macht gar nichts an der Immobilie, dementsprechend ist auch der Zustand. Das Lager ist seit Jahren nicht fertig gebaut worden", sagte Moaiyeri, Der Gastronom hat reagiert und nach eigenen Angaben bereits seit 2009 die Miete gemindert.

Diese würde regulär 11.000 Euro kalt für 298 Quadratmer Gastronomiefläche plus Nebenflächen betragen. Außerdem hat Moaiyeri auf eigene Kosten eine Klimaanlage einbauen lassen: "Ansonsten könnten wir aufgrund der Beschaffenheit des Gebäudes hier gar kein Restaurant betreiben", sagt der Betreiber Moaiyeri.

Auf der Versteigerung wurde ein Brief von Moaiyeri verlesen, wonach auch noch bis zu 150.000 Euro von einem neuen Eigentümer investiert werden müssten, um einen Wasserschaden zu beheben. Fraglich ist, warum das nicht von einer Versicherung übernommen wurde - es soll Prämienrückstände gegeben haben. Auch die Heizungsanlage müsste laut Moaiyeri überholt werden, hierfür veranschlagt er rund 10.000 Euro.

Aber die Riverkasematten sind nur der Anfang. In Kürze soll auch der denkmalgeschützte Brandshof an den Elbbrücken, der Kretschmer gehört, zwangsversteigert werden. Der Termin steht schon fest: am 12. Februar vor dem Amtsgericht Harburg (9 Uhr).

Investor Kretschmer scheint sich zurückgezogen zu haben. Das Abendblatt versuchte mehrfach erfolglos, Kretschmer auf seinem Mobiltelefon für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch einer Rückrufbitte kam der Kaufmann nicht nach.