Harrys Kuriositätenkabinett zieht bald in einen alten Kran. Der ist repariert und liegt jetzt im Museumshafen

HafenCity/Harburg. Im Harburger Hafen weht am Dienstagmorgen eine frische Brise. Bei Nieselregen und grauem Himmel kommt Gunter Gabriel mit Gitarre in der Hand zum Schwimmkran "Greif". Persönlich abgeholt (um nicht zu sagen: geweckt) wurde er von Gereon Boos von seinem Hausboot nebenan. Boos ist Inhaber von Harrys Hafenbasar und Museum. Die beiden Herren haben sich in den letzten Wochen angefreundet. So Tür an Tür oder Schwimmkran an Hausboot - da kommt man sich näher. "So etwas lernt man nur kennen, wenn man nicht den ganzen Tag auf der Mönckebergstraße rumrennt", sagt der Musiker.

Seit acht Wochen befand sich Gereon Boos' Schwimmkran in der Werft im Harburger Hafen. Am Dienstag war es so weit. Der Schlepper "Karl-Heinz" stand bereit, um das Kuriositätenkabinett an seinen neuen Standort zu bringen. Der 46 Jahre alte Inhaber hatte den Schwimmkran gekauft, um den Hafenbasar dort hinzubringen, wo er seiner Meinung nach am besten hinpasst: in den Hafen.

Vor gut einem Jahr kaufte Gereon Boos Harrys Hafenbasar an der Erichstraße. Der Basar war 1952 vom Seemann Harry Rosenberg als Münz- und Briefmarkenladen eröffnet worden. Verkauft wurden aber eigentlich nur Masken und Souvenirs aus aller Welt. Über die Zeit kamen immer mehr Kuriositäten in die Geschäftsräume. Der Basar gewann an Popularität, und so kamen immer mehr Besucher nur zum Stöbern. Um den Erhalt des Geschäftes zu sichern, nahm Harry Eintritt und verrechnete diesen, wenn etwas gekauft wurde. Bis 2011 blieb das Unternehmen in Familienhand. Nun ist Gereon Boos der "neue Harry".

Zur Überfahrt durfte der dazugewonnene Nachbar nicht fehlen. An Bord wird "Wir lagen vor Madagaskar" von Boos und Gabriel angestimmt. Im noch verschlafenen Ton, während die ersten Meter mit dem Schwimmkran zurückgelegt werden. "Hast du auch Kaffee?", fragt Gabriel hoffnungsvoll. Heute nicht. Zum wach werden gibt es Champagner. "Auf immer eine Handvoll Wasser unterm Kiel", prostet der 46-jährige Boos seiner Crew zu. "Nein. Auf das Gelingen deines Geschäftes", fügte Sänger Gabriel hinzu. Der Musiker bewundert seinen Nachbarn für den unkonventionellen Neustart auf dem Kran. Schließlich verbinde man mit Museen eher große Ausstellungshallen. "Ich habe aber genug Fantasie, mir den Hafenbasar als neuen Treffpunkt auf dem Wasser vorzustellen", so Gabriel. Auf seine Unterstützung könne Boos zählen. Immerhin hätte auch er Abenteuerlust wie sein Nachbar.

Gereon Boos hat mit seinem Plan vom schwimmenden Museum noch viel Arbeit vor sich. Das Ziel der Überfahrt ist vorläufig der Hansahafen am Hafenmuseum. Vor Ort wird der weitere Umbau im entkernten Rumpf fortgesetzt. Dort soll in einigen Wochen die Ausstellungsfläche fertig sein, um die gut 365.000 Kuriositäten unterzubringen. In vier verwinkelten Räumen werden Themenbereiche geschaffen. "Hinten kommt zum Beispiel der Raum des Unbekannten hin. Das sind alles Objekte, bei denen keiner mehr weiß, aus welchem Land sie kommen oder von welchem Seemann sie gebracht wurden", sagt der 46-Jährige. Das Wichtigste wird jedoch ein 50 bis 60 Zentimeter schmaler Gang, in dem die Schrumpfköpfe gezeigt werden. "Das soll der Höhepunkt der ständigen Ausstellung werden", sagt Gereon Boos. Damit auch für Essen und Trinken (und Einnahmen) gesorgt ist, plant der "neue Harry", an Deck ein kleines Café zu eröffnen.

Wie viel Geld der Betriebswirt und Hals-Nasen-Ohren-Arzt in die Reparatur des alten Schwimmkrans investieren musste, wollte Boos nicht sagen. "Da geht so der ein oder andere Schrumpfkopf über den Tisch", sagt er lächelnd. Der Nieselregen ist da das geringste Problem. Solange ihn die Hamburger nicht im Regen stehen lassen.