Es ist einfach, die Bundespolitik für die Misere des deutschen Schiffbaus verantwortlich zu machen. Die Gleichung der Gewerkschaft IG Metall, wonach das "Planungschaos" beim Aufbau von Offshore-Windparks Tausende Arbeitsplätze an den Küsten gefährde, klingt zwar griffig. Aber sie enthält einige Unschärfen.

Es ist richtig, dass der deutsche Schiffbau an Nord- und Ostsee große Hoffnungen in die Energiewende setzt, in die Errichtung Tausender Windturbinen vor den Küsten, den Bau von Umspannwerken, dass Werften ihre Strategie und Produktion auf Schiffe und Stahlstrukturen für den Offshore-Markt ausgerichtet haben. Es stimmt, dass viele Projekte nicht wie geplant vorankommen, weil deren wirtschaftliche und politische Komplexität unterschätzt wurde.

Mehrere deutsche Werften stehen derzeit in einem Insolvenzverfahren, ihre Zukunft ist ungewiss. Das aber hat unterschiedliche Gründe: Die Siag-Nordseewerke in Emden leiden unter Verzögerungen beim Bau von Offshore-Windparks ebenso wie an der Insolvenz ihres Mutterkonzerns. Sietas in Hamburg stieg spät und mit kaum noch vorhandener Substanz in den Offshore-Markt ein. Die Volkswerft in Stralsund ging insolvent nach massiven Fehlern des Managements im konventionellen Schiffbau.

Man kann die Politik anprangern, wenn sich Märkte nicht wie gewünscht entwickeln. Man darf aber nicht vergessen, dass für das Wohl eines Unternehmens noch immer in erster Linie dessen Management verantwortlich ist - auch mit Blick auf die vielfältigen Risiken, die ein komplett neues Geschäftsfeld wie die Offshore-Windkraft nun einmal darstellt.