Eine Glosse von Alexander Josefowicz

Eine erstaunliche Erkenntnis erreicht uns dieser Tage aus dem Kreis Steinburg, genauer gesagt aus dem - für 51 Wochen im Jahr - beschaulichen Dörflein Wacken: Heavy-Metal-Festivals sind laut.

Und was für 75.000 zahlende Haareschwenker und Bösegucker eines der besten Argumente für einen ausgedehnten Ausflug in die schleswig-holsteinische Walachei ist, scheint zumindest zwei der knapp 1800 Einwohner Wackens ein Dorn im Auge beziehungsweise ein Dröhnen im Ohr zu sein. Ihnen genügen 362 Tage Seelenruhe pro Jahr nicht, also reichten sie Klage wegen Überschreitung der Durchschnittslautstärke ein. Das ist ihr gutes Recht und trotzdem etwas befremdlich. Ist doch - wie der Landtagsabgeordnete Hans-Jörn Arp dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag sagte - eine der Klägerinnen gar keine Ur-Wackenerin. Sondern eine Zugezogene. Sehr verdächtig, das. Lärmempfindliche Menschen neigen normalerweise schließlich nicht zu Wohnorten, die weltweit dafür bekannt sind, an drei Tagen im Jahr "Louder Than Hell" zu sein.

Wahrscheinlich ist der Makler schuld, der der Dame ihr Anwesen verkauft hat. Es handelt sich vermutlich um dasselbe perfide Individuum, das kürzlich einem Atheisten ein Appartement im Vatikan, einem Veganer eine Einliegerwohnung direkt über einer Schlachterei und einem Klassikenthusiasten ein bezugsfertiges Loft in der Elbphilharmonie angedreht hat.