Die Bewegung ohne Ziel. Gedankenspiele eines Schülers über das Hipstertum. Seit Jahrzehnten versuchen Jugendgenerationen, sich auf besondere Weise zu charakterisieren.

Wenn die Entwicklung der Jugend von heute sogar einem Teil der Heranwachsenden Kopfzerbrechen bereitet, ist es Zeit, sich mal Gedanken zu machen. Sollte man doch zumindest meinen, oder nicht?

Vom 31. August 2011 bis zum 15. Juli 2012 habe ich meine Zeit auf einer amerikanischen High School verbracht. Ich hatte mir im Vorfeld nicht allzu große Sorgen darüber gemacht, dass sich in meiner Heimat einiges drastisch ändern könnte. Zwar hatte ich, durch Facebook und andere Kommunikationsplattformen, mitbekommen, dass anscheinend andere Klamotten in waren, als es der Fall war, als ich mich auf den Weg machte, doch was für eine skurrile Subkultur mitten unter meinesgleichen am Heranwachsen war, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnen.

Seit Jahrzehnten versuchen die jeweiligen Jugendgenerationen sich zu charakterisieren, indem sie eine einheitliche Einstellung sowie Trends und einen fast schon uniformen Kleidungsstil entwickeln und teilen. Oftmals versteckt sich hinter grünen Haaren bei den Punks oder Baggypants bei den Hip-Hoppern ein Schrei nach Rebellion und Veränderung der Gesellschaft. Mit einheitlichem Kampf für das gleiche Ziel prägen jugendliche Gruppierungen seit Generationen das Ansehen ihres Zeitalters. Heutzutage sieht man zugeknöpfte Holzfällerhemden, ausgeleierte, mit Dreiecken oder Schnauzern bedruckte Tanktops, viel zu enge Jeans und sogenannte Snapback-Caps des amerikanischen Basketball-Teams Chicago Bulls sowie luftgepolsterte Schuhe als Statussymbole in den Straßen zur Schau gestellt. Auch der scheinbar festgeschweißte Jutebeutel, nie weit vom Smartphone mit geöffneter Instagram-App entfernt, darf auf dem Weg zur Ausbildungsstätte nicht fehlen. Sollte doch mal ein Anruf auf dem Handy eingehen, wird mit Anglizismen diskutiert und Misserfolge mit dem Schlachtruf "Egal! Y.O.L.O." (You Only Live Once - du lebst nur einmal) abgetan.

Was sollen die zu engen Hosen und die zu großen Hornbrillen vermitteln? In welche Richtung wollen die dürren 80er-Kopien spazieren? In welche Richtung schwappt die Club-Mate-Welle? Die Antwort ist einfach, sie wollen aufstehen! Aufstehen und ... - nichts tun. Denn auch wenn er es behaupten mag, eine eigene Meinung hat der gemeine Hipster nicht. Auch die eben genannten Erkennungszeichen sind nicht mehr ganz so individuell, wie der Hipster glauben mag. Denn anders als frühere Jugendgruppen wären die Hipsters lieber einzelne Individuen als breite Masse. Diese gewollte Individualität zeigt sich auch darin, dass jeder Hipster kategorisch abstreitet, einer zu sein. Das hieße ja, man geht unexklusiv mit dem Trend. Diese Abspaltung scheint so etwas wie die Aufnahmeprüfung für den Subkult zu sein. Das Projekt der angestrebten Individualität ist also gescheitert. Egal - Y.O.L.O. Das Hipster-Dasein scheint ein Ausweg für Drückeberger für etwas Neues zu sein, ohne etwas zu verändern.