Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

"Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen", hat William Faulkner einmal formuliert, und damit all jenen widersprochen, die glauben, dass über vergangenes Unrecht Gras wachsen könnte. Aber wie man mit den nachwirkenden Folgen jenes Unrechts umgehen soll, lässt sich oftmals nicht leicht entscheiden.

Als der Kunstsammler Friedrich Christian Flick vor zehn Jahren seine weltbekannte Sammlung zeitgenössischer Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Dauerleihgabe zusagte, erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Denn der Kunstfreund kaufte seine Sammlung mit jenem Vermögen, das sein Großvater zu wesentlichen Teilen während der NS-Zeit durch Rüstungsaufträge und die Beschäftigung von Zehntausenden Zwangsarbeitern erworben hatte.

Natürlich kann man das Angebot von Friedrich Christian Flick, das Berlin gern angenommen hat, als den Versuch einer Reinwaschung sehen, wie es viele Kritiker taten. Man kann es aber auch als Ausdruck persönlicher Verantwortung werten, wenn der Sammler die von ihm erworbenen Werke von Bruce Naumann, Richard Serra und Andy Warhol dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Wichtig bleibt in jedem Fall, dass diejenigen, die die Sammlung in Berlins Hamburger Bahnhof mit Genuss betrachten, dabei niemals vergessen, auf welcher Grundlage sie entstanden ist. Denn darüber wird auch künftig kein Gras wachsen.