Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Die Wüste lebt. Zumindest jetzt, im Winter, da sich gleich fünf Bundesligavereine zu ihren Trainingslagern in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Katar begeben haben. Es konnte ja auch niemand ahnen, dass der deutsche Winter in dieser Saison einem verregneten Sommer gleicht.

Wahrscheinlich schicken die Manager der Bundesligavereine aus Hamburg, München, Gelsenkirchen, Frankfurt und Mönchengladbach ihre Kicker in die Wüste, weil sie einmal Sven Hedin gelesen haben. Der schwedische Entdeckungsreisende gab den weisen Rat: "Jeder Mensch braucht ab und zu ein wenig Wüste." In der Tat, wohlige Wärme und relativ beständige Witterung werden die verhätschelten Spitzenverdiener nicht verachten. Die Petrodollars der Gastgeber nimmt jeder Klub aus der armen Bundesliga gern mit. Und wer weiß, vielleicht legt der eine oder andere Rumpelfüßler bei einem missglückten Freistoß auf sandigem Untergrund ja auch mal eine Ölquelle frei. Die Scheichs werden es ihm vergelten.

Ein arabisches Sprichwort sagt: Wer in die Wüste geht und zurückkehrt, ist nicht mehr derselbe. Wie schön! Dann könnten ja graue Mäuse als Wüstenfüchse wiederkommen, lahme Gäule als rassige Araberhengste. Schöne Aussichten, zum Beispiel für den HSV, den es nach Erfolgen dürstet. Mal abgesehen von den privaten Problemen eines ebenso lieben wie teuren Spielmachers, dessen Name uns gerade entfallen ist: Der frische Treibstoff aus der Wüste verspricht mehr als den aktuell eher mauen zehnten Tabellenplatz. Es sei denn, Trainer Thorsten Fink bleibt ein einsamer Rufer in der Wüste.