Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Mehr als zehn Jahre ist es her, da flog Sven Hannawald als letzter deutscher Skispringer zu einem Tagessieg bei der deutsch-österreichischen Vierschanzentournee. Überflieger Hannawald, 38, hat sich längst von den Schanzen verabschiedet, er fährt jetzt lieber mit schnellen Autos im Kreis. Seine Nachfolger versuchen seither vergebens, in die Erfolgsspur zurückzufinden.

In diesem Winter sollte nun alles besser werden. Die Arbeit des Bundestrainers Werner Schuster, eines innovativen Imports aus der Skisprungnation Österreich, schien Früchte zu tragen. Severin Freund sprang zeitweise an die Spitze der Weltcup-Wertung, Andreas Wellinger, gerade erst 17, tauchte wie aus dem Nichts an der Weltspitze auf. Die deutschen Adler, so sah es aus, hatten wieder fliegen gelernt. Manche Beobachter machten sie voreilig schon zu Mitfavoriten bei der Tournee.

So gesehen begann das neue Jahr mit einem Kater. Wellingers neunter Platz in Garmisch war nicht unbedingt das erhoffte Ergebnis, allein das überraschende Comeback von Altmeister Martin Schmitt, 34, stimmte versöhnlich. Voran fliegen wieder einmal Norweger und Österreicher.

Doch wäre es zu früh, die Träume vom Siegen jetzt schon aufzugeben. Severin Freund hat immerhin gezeigt, dass ihn schwächere Resultate nicht zurückwerfen. Ein weiterer Podiumsplatz ist jederzeit möglich, auch die anderen jungen Hüpfer können an einem perfekten Tag ganz nach vorn springen. Schusters Arbeit ist nicht zu Ende. Das Beste kommt noch.