Bergedorf. Nach drei Jahren Arbeit ist aus Eiche, Eisen und viel Muskelkraft mitten in Bergedorf ein Stück Vergangenheit entstanden, das im Mai beim Stapellauf seinen großen Auftritt haben wird: der Vierländer Ewer, ein Nachbau jenes historischen Schiffstyps, den es schon im 14. Jahrhundert gab. Später wurden mit Ewern Gemüse und andere Produkte der Vier- und Marschlande zu den Hamburger Märkten verschifft. Der Nachbau soll zu einem neuen Wahrzeichen Bergedorfs werden und bei der Internationalen Gartenschau (igs) in Wilhelmsburg präsentiert werden.

Ewer wurden vor allem auf der Unterelbe und der Unterweser eingesetzt und gehörten im 19. Jahrhundert zu dem am häufigsten eingesetzten Schiffstyp in Deutschland. Um 1900 gab es noch 80 Ewer in Hamburg; erhalten ist keiner mehr.

Am Serrahn, dem Hafen mitten im kleinstädtischen Bergedorf, wird gehämmert, gehobelt und gebohrt wie früher: Mit Pech und Hanf werden die Ritzen der Planken abgedichtet (kalfatert). Der 16 Meter lange Rumpf liegt auf einer kleinen Plattform, die man nur mit einem Beiboot erreicht. Das Projekt betreut der Förderverein Vierländer Ewer, der sich im Jahr 2006 gründete. Joachim Kaiser von der Stiftung Hamburg Maritim brachte damals die Idee mit auf den Weg.

Heute arbeiten bis zu 15 Vereinsmitglieder unter Leitung von Bootsbaumeister Bernd Thal auf dem historischen Plattbodenschiff. Viele Passanten bleiben stehen, um diesen Dinosaurier zu betrachten. Zweimal pro Woche, mittwochs und donnerstags, und an jedem zweiten Sonnabend treffen sich die Ehrenamtlichen zur Arbeit, unterstützt von Schülern einer Profilklasse der Stadtteilschule Bergedorf. 260.000 Euro kostet das Projekt. Die Hälfte des Geldes wird von der EU, der Stadt Hamburg und dem Bezirk Bergedorf gezahlt. Die andere Hälfte übernimmt der Verein. 8000 Euro fehlen ihm noch. Ein Spendenkonto, Informationen und Fotos gibt's im Internet: www.vierlanden-ewer.de