Eine Glosse von Armgard Seegers

Eines der Phänomene des Jahres ist E. L. James' Sadomaso-Romantrilogie "Shades of Grey". Der Unterwerfungsschinken dominiert seit Monaten die "Paperback"-Bestsellerliste und hat dafür gesorgt, dass der angeschlagene Buchhandel drei Prozent Plus verbuchen kann. Unglaublich!

Wie immer, wenn etwas Erfolg hat, machen's andere nach, um auch zu profitieren. Alle denken eben immer nur an das eine.

In den Branchenblättern des Buchhandels werden derzeit als "X-Mas-Specials" die neuesten Bücher beworben. Etwa die Reihe "Ich will Dich", "Ich will Dich ganz", "Ich will Dich Jetzt & Hier" und "Ich will Dich Ganz und Gar", mit dem Hinweis an die Buchhändler: "Einfach neben 'Shades of Grey' legen". Auch im Programm "Mach mich wild", "Mach mich scharf" oder "Vögelbar". Wo liegen wohl die inhaltlichen Unterschiede?

Eine Seite weiter werben gefesselte Hände fürs "Bondage Handbuch", und das "Coffeetable-Buch" von der "Ästhetik der Verdorbenheit" preist sich als Wohnzimmerschmuck an. Ein Verlag wirbt für "Vertrauen und Unterwerfung" und "Absolute Hingabe". Auf der folgenden Seite geht's um "Jetzt Heizkosten sparen. Diese Neuheiten sorgen bestimmt für beschlagene Scheiben". Dann springt die limitierte Ausgabe "Super Sex-Plosion", ein 2,5-Kilo "Monster-Buch" zum "Beglücken" ins Auge.

Auch der Papierhersteller, der seine Blätter mit "50 Shades of White" bewirbt, passt sich an. Neben den Bestsellern steht Werbung für die "Eifel-Bullen". Ach, das ist ein Krimi? Komisch, dass man bei Büchern nur noch an Sex denkt.