Die VeKa Gruppe aus den Niederlanden zögern beim Abschluss des Kaufvertrags. Nun hängt die Zukunft von einem weiteren Auftrag ab.

Hamburg. Für die Hamburger Sietas-Werft wird es noch einmal eng. Der Hintergrund: Noch immer hat die VeKa Gruppe aus den Niederlanden den Kaufvertrag für das Unternehmen nicht unterschrieben. Heute nun will der Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann bei einer Betriebsversammlung die 400 Mitarbeiter über die Lage informieren. Die IG Metall in Hamburg befürchtet bereits, dass VeKa endgültig vom Kauf des Hamburger Traditionsunternehmens zurücktreten könnte. Klar ist: Die Zukunft des Schiffbaus in Neuenfelde hängt an einem Auftrag für ein zweites Errichterschiff für Offshore-Anlagen auf See. Diesen Typ bietet die Werft als einzige in Deutschland an.

Einen Folgeauftrag hat der Werftkunde Van Oord, der wie VeKa in den Niederlanden ansässig ist, bisher jedoch nicht erteilt. Als Hintergrund dafür gilt, dass die Holländer befürchten, die Schiffe nicht genügend auslasten zu können. Denn Windparkprojekte auf See verzögern sich derzeit immer häufiger. Nach der Betriebsversammlung soll am Mittwoch nun Peter Bunschoten, der technische Direktor von Van Oord, zur künftigen Strategie der Gruppe Stellung nehmen.

Der Bau eines zweiten Schiffes würde dabei nicht nur die Jobs der Belegschaft sichern. Er wäre nach Informationen des Abendblatts auch ein gutes Argument für VeKa, sich doch noch für einen Kauf der Werft zu entschließen. Das Unternehmen ist aus der Binnenschifffahrt hervorgegangen und hat bereits zwei Werften übernommen.

Mit dem neuen Auftrag in der Tasche könnte Insolvenzverwalter Brinkmann aber auch Gespräche mit weiteren Interessenten für Sietas aufnehmen. Die noch unter dem ehemaligen Geschäftsführer Rüdiger Fuchs entwickelten Errichterschiffe gelten als zukunftsweisende Projekte im Schiffbau.

Zur Betriebsversammlung erwartet wird auch Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Ob die Stadt der Werft direkt helfen kann, blieb am Dienstag offen. Am kommenden Freitag wird Hamburg jedoch im Bundesrat einen Antrag einbringen, durch den die finanzielle Förderung für Offshore-Anlagen auf See über das Jahr 2017 hinaus verlängert werden soll.

Damit hätten Energiekonzerne wie EnBW, das zu den Kunden von Van Oord zählt, mehr Sicherheit für ihre Projekte. Das könnte wiederum auch Entscheidungen von Reedereien beschleunigen, Aufträge für neue Errichterschiffe an Werften wie Sietas zu vergeben. Zudem hat die Stadt Bürgschaften für Kredite der HSH Nordbank über 17,4 Millionen Euro übernommen.

Deutschlands älteste Werft, die seit ihrer Gründung 1635 mehr als 1000 Schiffe gebaut hat, ist seit Februar in der Insolvenz. Allerdings gelang es Insolvenzverwalter Brinkmann, die zur Sietas-Gruppe gehörende Neuenfelder Maschinenfabrik und die Norderwerft zu verkaufen. Mit der Reparaturwerft im Hafen sicherte sich die Bremer Lürssen Gruppe einen Standort in Hamburg, nachdem ThyssenKrupp das Angebot für Blohm + Voss abgelehnt hatte. Die Kranfabrik gehört heute dem norwegischen Schiffsausrüster TTS, der bereits mit Standorten in Lübeck und Bremen in Deutschland vertreten ist.