Ein Förderverein rettete die Institution auf dem 107 Jahre alten Boot 2007 vor dem Aus. Die Kirche bietet Platz für 150 Menschen.

Hamburg. Den 60. Geburtstag ihres Kirchenschiffs hat die Hamburger Flussschiffergemeinde am Sonntag mit einem Festgottesdienst an Bord gefeiert. Die Predigt hielt Ex-Michel-Hauptpastor Helge Adolphsen. "Man ist nie so sehr in Gottes Hand wie auf dem Wasser", sagte er. Zeitzeugen steuerten Erinnerungen bei aus sechs Jahrzehnten von "Gottes Schleppkahn", der im Binnenhafen gegenüber der Speicherstadt liegt. Nach dem Gottesdienst wurde im Café Weite Welt auf dem Flussschifferponton weitergefeiert.

Die schwimmende Kirche war einst als Weserküstenleichter (Baujahr 1905) unterwegs. 1952 wurde der Schleppkahn zur Kirche umgebaut, mit Glockentürmchen, Kreuz, Orgel und Platz für 150 Menschen. Das Kirchweihfest fand am 7. Dezember 1952 statt.

Anfang 2007 drohte der Flussschifferkirche das Aus, weil der damalige Kirchenkreis Alt-Hamburg sich den Betrieb nicht mehr leisten konnte. Was dann passierte, darf als kleine kirchenhistorische Besonderheit bezeichnet werden: Unter dem Vorsitz der Hamburger Kauffrau Christiane Hey-Laib gründete sich ein Förderverein, der im Juni 2007 das Kirchenschiff übernahm.

Erstmals wurde damit eine Kirche samt Gottesdiensten und Seelsorge "privatisiert". Der Förderverein erhielt das Kirchenschiff als "unentgeltliche Dauerleihgabe", nur nominell blieb der Kirchenkreis der Besitzer. Damit wurde die drohende Entwidmung umgangen. Ende 2010 nahm das Bistrocafé Weite Welt auf dem Ponton der Flussschifferkirche den Vollbetrieb auf. An Wochenenden wird es als Kirchencafé genutzt für Veranstaltungen, Feiern und Hochzeiten. Sonntags öffnet das Café rund um den maritimen Gottesdienst, der immer um 15 Uhr beginnt. Weithin sichtbares Erkennungszeichen ist ein fast vier Meter hohes Holzkreuz - ein Geschenk der Tischlerinnung.