Lange Wartelisten: Weil manche Instrumente an der Jugendmusikschule besonders gefragt sind, müssen Eltern mitunter Jahre warten.

Hamburg. Muss es wirklich immer Klavier sein? Oder ginge nicht auch das Cembalo? Und die Geige, soll es unbedingt Geige sein?

Ja, sagt Christiane Baum, Mutter einer siebenjährigen Tochter. "Das wollte meine Tochter unbedingt." Und deshalb gab es auch erst einmal ein langes Gesicht, als sie ihrer Tochter sagen musste, dass ihr Wunsch zwar in Erfüllung gehen würde, aber eben nicht sofort. Und nicht in der Jugendmusikschule, in der sie so gerne ist. Dort stand sie zwar auch auf der Warteliste für den Geigenunterricht, war aber noch nicht an der Reihe - obwohl die Mutter sie schon vor zweieinhalb Jahren hatte daraufsetzen lassen. "Weil meine Tochter es wirklich unbedingt wollte, haben wir dann eben eine private Geigenlehrerin engagiert", sagt Christiane Baum. Für den Unterricht zahlt sie nun fast das Doppelte im Vergleich mit dem monatlichen Beitrag an der Jugendmusikschule. Eine halbe Stunde Geigenunterricht pro Woche kostet hier 552 Euro im Schuljahr. Das Instrument ist von einem Geigenbauer geliehen.

"Die Wartelisten auf Unterricht sind für Eltern natürlich sehr unerfreulich", sagt Christofer Seyd, Leiter der Jugendmusikschule (JMS). Mit rund 8000 Schülerinnen und Schülern ist sie die größte Musikschule Deutschlands. Aber es können noch immer nicht alle Kinder, die wollen, einen Unterrichtsplatz bekommen. Mehrere Jahre beträgt die Wartezeit für manche Instrumente. Klavier und Geige sind besonders beliebt. "In diesem Bereich versuchen wir deshalb vermehrt Angebote zu machen, in denen wir mehr Schüler im Rahmen von Gruppenunterricht beschulen können." Manche Eltern bestehen allerdings auf Einzelstunden für ihre Kinder.

Und müssen sich dann mitunter in Geduld üben. Allerdings, gibt Christofer Seyd zu denken, ist so manche Warteliste kürzer als gedacht: Weil Eltern ihre Kinder oft für mehrere Instrumente gleichzeitig anmelden. Oder die Kinder doch wieder das Interesse verlieren. Oder das Kind schon bei der Geburt auf einer Liste steht. "Wenn dann plötzlich ein Platz frei wird, kann es sein, dass das Kind noch zu klein ist", sagt Seyd.

Die Tochter von Christiane Baum bekam ausgerechnet in dem Moment einen Platz, als der Unterricht mit der privaten Geigenlehrerin gerade begonnen hatte und die Tochter sich an sie gewöhnt hatte. Auf der Liste ist sie aber nach wie vor - falls sie irgendwann die Lehrerin wechseln möchte. Christofer Seyd rät wartenden Eltern, es für den Fall einer langen Warteliste einfach mit einem anderen Kurs zu probieren. Mit der "Elementaren Musikerziehung" zum Beispiel oder einem Percussion-Kurs. Der bringt jedem Kind Spaß und schult Rhythmik und Koordination. Und für manche Instrumente sind die Listen erstaunlich kurz: Im Stadtbereich Ost etwa sind die Wartezeiten für E-Bass und E-Gitarre derzeit sehr kurz.

Christofer Seyd sieht das große Interesse an den JMS-Kursen als Kompliment für die Arbeit seiner Lehrer und Bereichsleiter, aus sieben Bereichen besteht die Schule insgesamt (Mitte, Nord, Nord-Ost, Nord-West, Ost, Süd, West). Die JMS finanziert sich etwa zu einem Drittel aus Gebühren und zu zwei Dritteln durch staatliche Förderung. "Eine Aufstockung der Mittel der JMS ist angesichts der Sparbemühungen des Senats nicht geplant", sagt Peter Albrecht, Sprecher der Behörde für Schule und Berufsbildung. "Wir prüfen aber, wie die vorhandenen Ressourcen der Jugendmusikschule so genutzt werden können, dass mehr Schülerinnen und Schüler von den Angeboten profitieren können."

Doch natürlich ist die Jugendmusikschule nicht die einzige Einrichtung in Hamburg. Zahlreiche private Musikschulen bieten exzellenten Unterricht für Kinder und Jugendliche. Auch das von der Kulturbehörde geförderte Hamburger Konservatorium verfügt über eine Musikschule. Instrumentalunterricht oder auch Kindertanz werden in dem Haus an der Sülldorfer Landstraße angeboten. Die "Musikalische Früherziehung" kostet hier 352,80 Euro im Jahr, für eine Stunde Unterricht pro Woche.

Wer Glück hat wie die Tochter von Christiane Baum, kann sogar zusätzlich während der Schulzeit ein Musikinstrument lernen. Sie besucht die Grundschule Hoheluft, die jetzt im zweiten Jahr eine Ganztagsschule ist. Für alle Kinder der 1. und 2. Klasse hat sie einen Musikschwerpunkt gewählt: Wer möchte, darf ein Instrument lernen, tanzen oder im Chor singen. Die Tochter von Christiane Baum macht beides. Privat lernt sie Geige, in der Schule spielt sie Blockflöte.

Bei der Vermittlung privater Musiklehrer kann auch der Deutsche Tonkünstlerverband behilflich sein, zum Beispiel über seine Online-Suchmaschine (www.musiklehrer-suchen.de). Nur eines sollte man bei alldem nicht vergessen: den Willen des Kindes zu berücksichtigen. Denn oft kommt der Wunsch nach einem ganz bestimmten Instrument eher von den Eltern als ihrem Nachwuchs. "Wir hatten einmal ein Kind, das kam mit leuchtenden Augen aus einem Konzert und schwärmte von dem tollen Instrument aus Gold", erzählt Christofer Seyd. Was es damit meinte? "Das Saxofon."