Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Die Gewalt gegen Unparteiische im Fußball hat mit dem Tod eines niederländischen Linienrichters eine neue Qualität erreicht. Machen wir uns nichts vor: Der Amateurfußball ist auch hierzulande nicht mehr die gute heile Welt, als die sie Fußballromantiker gern darstellen. Jagdszenen, wie sie nun auf einem Dorfplatz in Almere bei Amsterdam ein fatales Ende fanden, sind auch auf hiesigen Sportanlagen an der Tagesordnung. Meist bleibt es bei Pöbeleien oder Drohungen, oft genug aber fliegen die Fäuste, sogar Waffen waren schon im Spiel.

Natürlich sind die Vereine gefordert, ihre Trainer besser auszubilden, natürlich sind die Eltern gefragt, ihren kickenden Kindern Grundwerte für ein faires Miteinander mitzugeben. Aber der Fußball ist immer nur ein Spiegel der Gesellschaft. Und die wird ohne Zweifel aggressiver, missachtet Regeln, hat kaum noch Respekt vor Autoritäten und Institutionen. Tätliche Angriffe gegen Lehrer, Polizeibeamte oder Rettungskräfte haben dramatisch zugenommen.

Und gegen Schieds- und Linienrichter. An dieser Stelle ziehen wir einmal den Hut vor den Männern und Frauen, die sich am Wochenende gegen kargen Sold im Dienste des Sports zur Zielscheibe des Hasses machen. Wer will es einem angehenden Unparteiischen verdenken, wenn er sein Hobby quittiert und Fußball lieber vom Sofa aus im Fernsehen verfolgt.

Und nun? Es bleibt nur zu hoffen, dass den Betroffenheitsritualen endlich auch Taten folgen. Härtere Strafen und Platzverbote sind da nur hilflose erste kleine Schritte.