Studie im Auftrag des Innensenators zeigt: Der Bedarf fehlt

Hamburg. Hamburgs Polizei und Feuerwehren werden in absehbarer Zeit keine eigenen Betriebskindergärten bekommen. Die Gewerkschaften hatten dies seit Langem gefordert und es zuletzt auch dem neuen Polizeipräsidenten Wolfgang Kopitzsch (SPD) als Aufgabe mitgegeben. Nach Aussage der Innenbehörde zeige eine aktuelle Studie jedoch, dass es für einen Betriebskindergarten keinen Bedarf gebe - beziehungsweise, dass die Einrichtung die Kinderbetreuungsprobleme der Beamten nicht löse.

Für die Studie, die Innensenator Michael Neumann (SPD) in Auftrag gegeben hatte, hat das Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie Inquest insgesamt 2135 Mitarbeiter von Polizei und Feuerwehr befragt. Es sollte ermittelt werden, welchen Bedarf die Beamten im Schichtdienst in der Kinderbetreuung sehen. Nur 14 Prozent der Beamten gaben den Forschern zufolge an, mit der Betreuung ihrer Kinder unzufrieden zu sein. 78 Prozent der Eltern waren "sehr", zumindest aber "ziemlich" zufrieden.

Deutlicherer Hinweis dafür, dass die Stadt keinen Polizei- und Feuerwehrkindergarten brauche, ist nach Aussage der Innenbehörde, dass es für 79 Prozent der Beamten besonders wichtig sei, dass die Kinder in der Nähe des Wohnortes betreut würden. Da die Polizeibeamten und die Feuerwehrleute der Stadt zu 70 Prozent außerhalb Hamburgs wohnten, sei eine "zentrale oder punktuelle Lösung" nicht geeignet, so die Behörde. Zudem hätten nur 28 der mehr als 2000 Befragten ausdrücklich angegeben, dass sie sich einen Betriebskindergarten wünschen.

Joachim Lenders, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg, verwundern die Ergebnisse der Befragung . Ihm gegenüber hätten die Beamten einen anderen Bedarf geschildert. Die Möglichkeit, die Kinder bei kurzfristigen Einsätzen in eine Betriebskita geben zu können, bezeichnet Lenders als "Riesenvorteil". Kaum eine normale Kita sei auf sehr kurzfristige Bedürfnisse - oft außerhalb der normalen Öffnungszeiten - eingestellt. Die Forderung der Gewerkschaft bleibe daher erhalten. Dennoch sei man offen für Gespräche, wenn die Behörde andere Verbesserungen zur Vereinbarung von Familie und Beruf anstrebe.

Innensenator Neumann (SPD) will als Konsequenz aus der Studie nun versuchen, die bestehenden Betreuungsangebote flexibler zu gestalten. "Die Erfahrung vergangener Jahre zeigt, dass der Hamburger Rechtsanspruch für Berufstätige in der Praxis nicht immer ausreicht, um eine Betreuung - insbesondere der Kinder im Schichtdienst arbeitender Menschen - zu gewährleisten", so Neumann. "Damit werden wir unserem Anspruch von Familienfreundlichkeit nicht gerecht."