Brave Mädchen? Schminke, kurzer Rock und hohe Schuhe. Das hält die Mädchen nicht zurück. Ein falscher Blick - und auch manche Mädels hauen mit Fäusten zu. Eigentlich stehen Männer und Jungen für Mut, Stärke und Aggressivität. Mädchen hingegen wurden dazu erzogen, ihre Wutgefühle zurückzuhalten. Das endet jedoch häufig darin, dass sie ihren Kummer an sich selbst auslassen. Aus diesem Grund gibt es beispielsweise mehr weibliche Jugendliche, die sich selbst verletzen oder unter Essstörungen leiden.

Doch im Laufe der Jahre ist die Gewaltbereitschaft und die Kriminalitätsrate unter jungen Mädchen stark angestiegen. Heute liegen bis zu ein Drittel der Körperverletzungsdelikte in der Schuld der Mädchen. Das sind beinahe doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Zwar ist der Anteil der gewalttätigen Mädchen immer noch sehr viel geringer als der der Jungen - ein Fünftel der 14 bis 18 Jahre alten Täter ist weiblich -, doch er wächst stetig. Auch Mädchen dient Gewalt zunehmend als Mittel der Konfliktbewältigung

Es gibt einige Gründe, die die Wissenschaftler und Sozialpädagogen als Erklärung für diese enorm zunehmende Brutalität unter weiblichen Jugendlichen nennen. Die am häufigsten vertretene Begründung ist, dass die jungen Frauen aus ihrem braven und einfühlsamen Rollenbild langsam herauswachsen. In unserer Gesellschaft passen sich die Verhaltensweisen der Geschlechter einander an. Das bedeutet, dass Mädchen und Frauen nicht mehr als hilfloses und schwaches Geschlecht dastehen wollen. Sie werden heute selbstbewusster erzogen, und einige denken, dass sie durch Brutalität und Schlägereien mehr Respekt erhalten.

Die Motive, warum Mädchen generell gewalttätig werden, ähneln denen der Jungen. Prügeleien, Tritte und Fäuste sollen Auseinandersetzungen über Respekt, Ansehen, Ehre und Fairness klären. Häufig mussten die Jugendlichen selbst in der Kindheit unter Gewalt leiden und kennen eine Konfliktbewältigung mit anderen Menschen nur auf diese Art.

Zum Glück gibt es mittlerweile viele Einrichtungen, die ein Anti-Aggressions-Training anbieten oder Jugendheime, in denen die Jugendlichen lernen, auf eine andere Weise mit ihren Problemen umzugehen. Hier gibt es auch zunehmend Angebote, die sich speziell um Mädchen kümmern.