Wilhelmsburg. Wenn Oma Hilde die Kinder nicht hätte, wäre sie schon lange nicht mehr auf dieser Erde. "Die Kinder halten mich am Leben", sagt die alte Dame, die im Altenheim St. Maximilian Kolbe zu Hause ist. Als die 89-Jährige 2004 dort einzog, dachte sie, dass sie dort angekommen sei, wo niemand mehr sie brauchen könne. Ausrangiert aus der Gesellschaft, so wie die meisten alten Menschen.

Doch dann kam Ingrid Stegmann. Sie brachte die Idee vom Generationenhaus mit und den alten Menschen in Wilhelmsburg eine neue Sinnhaftigkeit. Sie gründete einen Förderverein, sanierte das alte Gebäude zwischen Kirche und Altenheim und holte die Vorschulkinder der Katholischen Bonifatiusschule an die Krieterstraße 9. Aus dem Gebäude wurde das erste Generationenhaus in Hamburg. Seitdem lernen und arbeiten die Vorschüler täglich gemeinsam mit den Senioren aus dem Altenheim. "Für die Kinder ist es Freude am Lernen, für die Alten Nützlichkeit erleben", sagt Ingrid Stegmann.

Montags wird im Generationenhaus gemeinsam im Chor gesungen. Dann stimmen Menschen im Alter von fünf bis 100 Jahren alte Volkslieder und moderne Kinderlieder an. Gemeinsam bereiten sie ein Musical vor, das sie später in der Kirche aufführen wollen. Dienstags wird gemeinsam über Gegenwart und Vergangenheit philosophiert. Mittwochs gibt es die Computerwerkstatt. Dann reihen sich Kinderstühle neben altersgerechten Polsterstühlen mit Armlehne. Alt und Jung sitzen gemeinsam am Computer und arbeiten im Tandem.

Es geht um kreative Projekte wie das Erstellen eines Büchleins, das Schreiben von Texten oder das Einscannen von Bildern. Donnerstags präsentieren die Kinder ihre Ergebnisse drüben im Altenheim denjenigen, die nicht dabei sein konnten, weil sie nicht mehr mobil oder dement sind. Und freitags wird im Science Lab geforscht.

Alt und Jung - beide profitieren. "Die hochbetagten Menschen wachsen wieder in die Gesellschaft rein", sagt Ingrid Stegmann. "Und die Kinder lernen durch die Auseinandersetzung mit den Alten dazu." Sie haben keine Scheu vor direkten Fragen und gehen vorurteilsfrei mit den Bewohnern um. Schulleiter Erhard Porten ergänzt: "Die Kinder merken, wie wichtig sie sind, wie sehr sie gebraucht werden. Und die Empathie steigt. Das Ergebnis sind manchmal Freundschaften, die über Jahre halten."