Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Als sich Michael Schumacher vor sechs Jahren zum ersten Mal in den Formel-1-Ruhestand verabschiedete, hinterließ er eine Sammlung an Erfolgen, die schnell mit dem Etikett "Für die Ewigkeit" behaftet wurden. Wer sollte je sieben Weltmeistertitel gewinnen oder gar 91 Grand-Prix-Siege?

Nun ist diese Ewigkeit überschaubar geworden. Sebastian Vettel hat sich gestern in São Paulo bereits zum dritten Mal zum Champion der Formel 1 gekrönt. Und ein Ende ist nicht absehbar. Auch wenn beim Finale in Brasilien der Zufall Regie führte und das unberechenbare Wetter dem Konkurrenten Fernando Alonso in die Hände spielte - die Dominanz des Red-Bull-Rennwagens und seines jungen Chauffeurs aus Deutschland war zumindest in der zweiten Saisonhälfte signifikant. Da die wichtigsten Bestandteile des Teams beisammenbleiben, dürfte die Zukunft der Formel 1 weiter den rollenden Dosen gehören.

Als Altmeister Michael Schumacher im letzten Rennen seiner Karriere Sebastian Vettel passieren ließ, was diesem zwei womöglich entscheidende Punkte sicherte, war die Wachablösung auch auf der Strecke vollzogen. Vettel ist erst 25 Jahre alt und schon Dreifachweltmeister. In diesem Alter hatte Schumacher gerade seinen ersten Titel erkämpft. Der große alte Mann geht, sein Nachfolger ist längst da. Der neue, junge Champion ist ähnlich ehrgeizig wie sein Vorgänger, hat aber wegen seines fairen und (fast immer) lockeren Auftritts schon weit mehr Respekt gewonnen.

Willkommen in der Ära Vettel.