Kita Wichmannstraße steht mit derzeitigem Konzept womöglich vor dem Aus. Anderer Träger soll Betreuung übernehmen.

Bahrenfeld. Wenn Eltern für ihre Kinder eine Kita auswählen, dann haben sie vorher meist genau überlegt, welche Einrichtung die richtige für den Nachwuchs sein könnte. Überzeugt das Konzept? Stimmt die Chemie zwischen Eltern und Kita-Leitung? Darüber hatte auch Rebecca Holst nachgedacht, bevor sie Johanna, 4, und Lorenz, 2, bei der Kita Wichmannstraße angemeldet hatte. Doch nun steht die Einrichtung möglicherweise vor dem Aus - jedenfalls in der derzeitigen Form.

Ein anderer Träger, der zum Diakonischen Werk gehört, soll die Betreuung übernehmen. Die betroffenen Eltern beklagen, dass die Behörde sie im Ungewissen lasse. Seit 17 Jahren wird die Kita Wichmannstraße von der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten in angemieteten Räumen der Grundschule Groß Flottbek betrieben. Weil sich die Grundschule für die Nachmittagsbetreuung im Rahmen der ganztägigen Bildung und Betreuung (GBS) einen anderen Träger, das Kita-Werk Blankenese, ausgesucht hat und diese Räume selbst benötigt, hat die Schulbehörde der Vereinigung die Kündigung angedroht. Aus der Behörde heißt es, der neue Träger könne sowohl Krippen (Kinder bis drei Jahre) als auch die Elementarstufe (drei bis sechs Jahre) anbieten und eben auch die Nachmittagsbetreuung für die Schulkinder. "Egal, wie die Entscheidung über die Trägerschaft ausfällt: Kein Kind aus dem Krippen- und Elementarbereich wird ohne Betreuung sein", sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Das sei ein "normaler Prozess", wie es ihn an anderen Standorten auch gegeben habe - nur umgekehrt. Bisher wurde die Vereinigung neuer Kooperationspartner einer Schule, und ein anderer Träger musste die Schule verlassen.

"Uns ist es aber eben nicht egal, wer die Trägerschaft hat", sagt Rebecca Holst. Sie habe sich bewusst für die Vereinigung entschieden, weil ihr das Konzept gefalle. Dazu gehört unter anderem, dass die Kinder spielerisch lernen und sich viel bewegen. "Unsere Kinder werden hier nicht mit Chinesisch und Englisch voll gestopft", sagt die Mutter. Außerdem sei die Kita Wichmannstraße nur an ganz wenigen Tagen im Jahr geschlossen, das sei durchaus ein großer Vorteil.

Denn während viele andere Träger im Sommer ihre Einrichtungen für drei Wochen schließen, sei die Kita der Vereinigung fast immer geöffnet. Übernimmt ein anderer Träger die Betreuung der Elementar- und Krippenkinder, könne dies auch bedeuten, dass ein großer Teil der Erzieher wechselt und sich die Kinder umgewöhnen müssten. "Kinderbetreuung ist doch keine Ware, sondern Vertrauenssache", sagt Rebecca Holst. Sie ärgert es, dass die Eltern nicht informiert werden und keinerlei Mitspracherecht haben. "Wir zahlen unsere Kita-Beiträge, werden aber überhaupt nicht gehört."

Auch wenn es rechtlich nicht zu beanstanden sei, dass der Vereinigung als Träger gekündigt wird, erleben die Eltern das Verfahren als moralisch bedenklich: "Wir haben den Eindruck, dass nicht unsere Kinder im Mittelpunkt stehen", heißt es in einem Schreiben der Eltern an Sozialsenator Detlef Scheele (SPD).

Die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten hofft ebenso wie die Eltern, doch noch in einigen Räumen am Standort Wichmannstraße mit einer Kita zu bleiben. "Hätten wir Planungssicherheit, könnten wir auch umbauen und ein Stockwerk draufsetzen", sagt Geschäftsführerin Franziska Larrá. Muss die Vereinigung ausziehen, würde versucht, die Kinder auf umliegende Kitas der Vereinigung zu verteilen.