240 Abendblatt-Leser ließen bei der Lieblingsaktion ihre Antiquitäten bewerten. Experten begutachteten einen Tag lang alte Schätzchen.

Hamburg. "Aus dieser Tasse hätten schon Napoleon und Goethe trinken können", sagte am Sonnabend eine Abendblatt-Leserin aus Hamm, die anonym bleiben möchte, und hielt dabei stolz das zierliche, antike Familienerbstück in Händen. Dank ihr und vieler anderer treuer Leser erstrahlte am Wochenende die Axel-Springer-Passage ein wenig in dem historischen Glanz der Antiquitäten.

240 Leser waren dem Aufruf des Abendblatts gefolgt und haben ihre Lieblingsstücke zum Schätzen vorbeigebracht. Nachdem vor einer Woche schon Gemälde genau unter die Lupe genommen wurden, galt es dieses Mal zu klären, ob zum ideellen Wert von Uhren, Skulpturen, Porzellan und anderen Kunstgegenständen auch ein hoher Sachwert dazukommt.

Versierte Experten des Auktionshauses Lauritz.com verlegten dafür ihren Arbeitsplatz von der Großen Elbstraße an die Caffamacherreihe und begutachteten dort einen Tag lang alte Schätzchen. Die Besucher trieb jedoch nicht nur die Neugierde darauf, was ihre Stücke wert sind, zu der Aktion, sondern sie verfolgten mit Interesse auch die Schätzungen der übrigen Antiquitäten.

Durch die Moderation von Abendblatt-Leserbotschafter Ralf Nehmzow, der alle Beteiligten stets über die neuesten Entwicklungen und Schätzungen informierte, kam unter den Wartenden keine Langeweile auf.

Als Erste durften sich Sabine und Hans-Jörg Schumacher aus Buchholz über den Schätzwert ihrer mindestens 100 Jahre alten Standuhr freuen: Er liegt derzeit bei etwa 800 Euro und damit viermal höher als der Preis, den das Ehepaar Schumacher vor drei Jahren für ihre Standuhr in einem Antiquitätenladen in Wesel gezahlt hatte. "Aber wir würden sie trotzdem nie weggeben", sagte Sabine Schumacher. "Wir wollten es einfach nur mal wissen", ergänzte ihr Mann.

Den Schätzwert für ihr Silber wollten auch Dieter und Katharina Meyser wissen, die von dem Angebot begeistert waren, ihre Stücke noch an Ort und Stelle gratis in eine siebentägige Online-Auktion geben zu können. "Wir wollen uns von den alten Sachen trennen, denn bei uns stehen sie sowieso nur im Schrank", sagte das Ehepaar aus Bramfeld.

Auch das vierteljährliche Putzen des Silbers sei ihnen mittlerweile zu anstrengend, weshalb sie sich zum Verkauf des Services entschlossen haben, das Dieter Meysers Großtante, die Matriarchin der Familie, 1930 zur Silberhochzeit bekommen hatte. Bei der Abendblatt-Aktion "Lieblingsstücke unter der Lupe" wurden am Sonnabend nicht nur Gegenstände, sondern auch die mit ihnen verbundenen Schicksale und Geschichten ans Licht gebracht.

So erfuhr beispielsweise Dagobert Alfred Hoff aus Lüneburg, dass die zwei kleinen Silberschalen, die er von seinem Vater geerbt hatte, aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Sein Vater hatte sie 1919 zur Hochzeit in Moskau bekommen. Anhand des Stempels konnten die Experten zudem zweifelsfrei die Herkunft der beiden russischen Kovshs bestimmen.

Entgegen einer vorherigen Schätzung, die Hoff vor einem Jahr bei einem Händler eingeholt hatte, taxierten die Hamburger Kunstsachverständigen die beiden Behältnisse nun auf etwa 2000 Euro - 20-mal so viel wie die im vorigen Jahr vom Händler angebotenen 100 Euro. Denn die Trinkgefäße für Branntwein wurden eindeutig vom Silberschmied Vasily Makalov signiert.

"Privatleute sollten immer in ein Auktionshaus gehen, um ihre Sachen schätzen zu lassen, und nicht zum Händler", sagt Lone Overgaard Thier, Geschäftsführerin der Hamburger Niederlassung des Auktionshauses Lauritz. com. "Jeder kann zu uns an die Große Elbstraße 268 kommen und seine Wertgegenstände unverbindlich und kostenlos schätzen lassen. Wir finden auch gerne Hintergrundinformationen für Sie heraus." Eine Einladung für alle, die mehr über ihre Antiquitäten erfahren möchten.