Eine neue Studie zeigt jetzt: Auch Theater, Museen und Ausstellungen in der Hansestadt profitieren von dem starken Ansturm auf die Shows.

Hamburg. Riesenjubel um "Rocky": Nach der Welturaufführung gestern im Operettenhaus hofft die Musical-Metropole Hamburg nun auf zusätzliches Renommee auch im Ausland. Schon von dem Ansturm auf die bisherigen Shows wie "König der Löwen" und "Tarzan", hat die Hansestadt wirtschaftlich stark profitiert: Pro Jahr schauen sich rund zwei Millionen Menschen ein Musical in Hamburg an. 1,7 Millionen von ihnen übernachten auch in der Stadt. Insgesamt gaben die Musical-Gäste zuletzt inklusive der Tickets rund eine halbe Milliarde Euro jährlich in Hamburg aus - 250 Euro pro Person.

Eine neue Studie zeigt jetzt: Die Beliebtheit von Musicals hilft nicht nur Hotels und Gastronomen, sondern der gesamten Kultur in Hamburg. In einer Befragung von Menschen, die eine Musical-Reise unternehmen wollen, gaben 42 Prozent an, sie interessierten sich auch für Rock- und Popkonzerte. 53 Prozent nannten Museen und Ausstellungen als weitere Gründe für die Städtereise, 68 Prozent besuchen auch gerne Oper, Ballett oder klassische Konzerte. "Nur eine kleine Minderheit der Städtekulturtouristen beschränkt sich auf eine einzige Kultursparte als Reiseanlass", so die Studie.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tourist also wegen "Rocky" nach Hamburg reist, sich am Freitagabend das Musical anschaut, am Sonnabend noch in die Staatsoper geht und am Sonntag zudem die Kunsthalle besucht, ist somit durchaus hoch. "Die Musical-Produktionen sorgen für zusätzliche Frequenz in Museen, Ausstellungshallen und Theatern", sagt Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus. Bei der Frage nach dem primären Reisegrund liegen Musicals und Museen eindeutig in der Spitzengruppe. Auf die Frage "Was prägt das Bild der Kulturstadt Hamburg?" nannten in der Studie der Hamburg Tourismus 30 Prozent der Befragten an erster Stelle die Musicals. Es folgten der Hafen (22 Prozent), die Theater (15 Prozent) und die Museen (zehn Prozent).

Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) forderte ein Ende des kulturellen Schubladendenkens. "Musicals sind ein zentraler Bestandteil im kulturellen Leben Hamburgs", sagte Kisseler dem Abendblatt. Dies zeige die Studie, wonach auswärtige Musical-Besucher auch die übrigen kulturellen Angebote der Stadt intensiv nutzen, deutlich. "In der gemeinsamen Vermarktung unterschiedlicher kultureller Veranstaltungen gibt es durchaus noch Nachholbedarf", so die Senatorin. Dies zu ändern sei nicht zuletzt Aufgabe der Marketing-Organisationen der Stadt.

Hamburg gilt nach New York und London als drittwichtigster Musical-Standort weltweit. Der Weg dorthin begann 1986 mit "Cats". Inzwischen gibt es drei große Musical-Theater in der Stadt, zwei weitere sollen entstehen - eines neben dem "König der Löwen"-Standort im Hafen, das andere in den Großmarkthallen. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Bühnen wie das St.-Pauli-Theater, der Delphi-Showpalast oder das Schmidt-Theater, wo häufig Eigenproduktionen, aber auch Gastspiele aufgeführt werden.

Wie begehrt Hamburg als Reiseziel von Musical-Liebhabern ist, bestätigen auch Veranstalter und Agenturen. Der Internethändler www.musicalkauf haus.de etwa bietet Musicaltickets und -pakete mit Übernachtung in ganz Deutschland an - zum Beispiel auch in Bochum, Berlin und Stuttgart. 60 Prozent der Kunden aber wählen eine Reise nach Hamburg. "Die Stadt bietet die besten Musicals", sagt Geschäftsführer Maik Ständer. "Außerdem ist sie laut Kundenumfrage mit Abstand die attraktivste." Der größte Konkurrent innerhalb Deutschlands sei Berlin.

Mit "Rocky", der ersten Produktion, die erst an der Elbe und dann am Broadway gezeigt werden soll - sonst ist es andersherum - soll die Bedeutung der Musical-Metropole Hamburgs auch international größer werden. Koproduzent Sylvester Stallone gibt sich sehr optimistisch: "Dieses Musical wird die Welt erobern", sagt er. "Entstanden ist es in Hamburg. Darauf können die Hamburger stolz sein."