Hamburger Internetportal mywish.is versorgt Unentschlossene mit Vorschlägen für Präsente. Doch zuerst müssen Fragen beantwortet werden.

Hamburg. Was schenkt man dem Freund, der schon alles hat? Oder der Freundin, von der man jedes Mal das Gefühl vermittelt bekommt, man habe schon wieder die falsche Wahl getroffen? Die drei Hamburger Marcel Böttcher, 26, Patrick Arle, 27, und Christoph Ingwersen, 27, wollen mit ihrer neuen Geschäftsidee Licht in den dunklen Geschenkedschungel bringen. Auf ihrer Internetseite können Schenkende das Passende für ihre Liebsten aussuchen. Zuvor jedoch müssen sie einige Fragen beantworten - um sicherzugehen, dass das Präsent auch wirklich den Wünschen des Beschenkten entspricht.

"Wir haben mit www.mywish.is einen Service geschaffen, mit dem Verbraucher mithilfe unserer Software die richtigen Geschenke finden", sagt Ingwersen, der für die IT der neuen Firma verantwortlich ist. Jeder, der ein Präsent sucht, muss zuvor zum Beispiel angeben, ob der Beschenkte sich lieber draußen als drinnen aufhält, ob die Person eher lebhaft als ruhig oder männlich oder weiblich ist. "Am Ende kommen drei Geschenkvorschläge heraus", sagt Firmenchef Arle. Das Kapital der Gründer besteht also darin, die richtigen Fragen zu formulieren.

Bislang steht die Seite nur für Nutzer offen, die sich zuvor registrieren ließen. Künftig soll es auch ohne Anmeldung gehen. "In den vergangenen Wochen registrierten sich mehr als 1000 Nutzer. Das bestätigte uns darin, dass die Nachfrage nach unserem Angebot vorhanden ist", sagt Marcel Böttcher. Gegründet wurde das Unternehmen im April 2011 quasi nebenberuflich. Die drei Betreiber arbeiteten damals nach ihrem Studium an der Nordakademie in Elmshorn noch bei renommierten Firmen wie Hapag-Lloyd, der Lufthansa und dem Bauer-Verlag. "Wir wollten zuerst nicht alles auf eine Karte setzen", sagt Arle. Er selbst war zu jener Zeit bei der Lufthansa beschäftigt.

Doch es stellte sich schnell heraus, dass das neue Business nebenberuflich nicht zu betreiben war. Die Jungunternehmer mussten sich entscheiden, ob sie angestellt bleiben oder den Sprung in die Selbstständigkeit wagen wollten. Als "erleichternd und befreiend" beschreibt Marcel Böttcher seinen Entschluss zur Kündigung. "Wenn es überhandnimmt, dass du nur noch an deine Existenzgründung denkst, solltest du die Reißleine ziehen." Christoph Ingwersen sieht in der Selbstständigkeit "Freiräume für Innovationen". Patrick Arle hat erst in diesem September seinen Job bei der Lufthansa gekündigt, als absehbar war, dass das Konzept der jungen Gründer aufgehen könnte. Im Moment leben alle drei von ihren Ersparnissen, Arle ist sogar zu seinen Eltern zurückgezogen.

Inzwischen arbeiten die Gründer mit mehr als 70 Online-Shops zusammen, darunter auch renommierte Namen wie Amazon, Otto, Zalando oder der Marktplatz Dawanda. Entscheidet sich ein Nutzer für ein Geschenk, das einer der Shops anbietet, erhält mywish.is zwischen fünf und zehn Prozent des Kaufpreises als Vermittlungsprovision. "Neben klassischen Präsenten kann man bei uns auch Erlebnisgeschenke erwerben, wie etwa ein Dinner zu zweit, ein Paintball-Spiel oder auch einen Gutschein fürs Floating. Dabei handelt es sich um eine Technik, bei der man sich wie schwerelos im Wasser treiben lassen kann", so Arle. Die drei Gründer leben alle in Hamburg. Auch deshalb ließen sie sich nicht von Berlin locken, dem derzeitigen Lieblingsplatz der deutschen Gründerszene - obwohl die Hauptstadt gerade Internetfirmen mit mehr finanziellen Hilfen lockt als die Hansestadt.

"Wir fühlen uns in Hamburg wohl", sagen die drei unisono. Bisher haben die Jungunternehmer ihre Idee mit eigenem Geld verwirklicht. Insgesamt investierten sie 50 000 Euro. Jetzt wollen sie weitere finanzielle Unterstützung über einen Investor finden. Gespräche laufen bereits. "Daneben sind wir aber auch sehr am Crowdfounding interessiert", so Arle. Hinter diesem Wort verbirgt sich eine Menge Menschen (Crowd), die alle mit einem kleinen Betrag in die Firma einsteigen. Die drei Wirtschaftsinformatiker stellen sich 250 Euro pro Kopf vor, sodass am Ende einige Hunderttausend Euro zusammenkommen könnten. Ende 2013 will mywish.is profitabel sein, danach schließen die Gründer eine Internationalisierung ihres Geschäfts nicht aus.

Schon jetzt setzt der sogenannte Geschenkeempfehlungsdienst auf die Zukunft. "Wir haben gerade einen Kreativdirektor eingestellt. Zudem schaffen wir die Stelle eines Geschenke-Redakteurs", so Arle. Um Platz für mehr Wachstum zu haben, sind die Jungunternehmer gerade umgezogen, in ein anderes Stockwerk im bisherigen Haus in der Gluckstraße. Wenn sich die Erwartungen der Jungunternehmer erfüllen, dürfte bald eine weitere Flächenvergrößerung anstehen.