Ein Kommentar von Peter Wenig

Den gemeinen Fußballfan elektrisiert nahezu jede Transfer-Nachricht mehr als die Botschaften aus Funktionärskreisen. Der Fall Alexander Otto liegt indes anders. Die Frage, wer künftig den mächtigen Aufsichtsrat des HSV anführen wird, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Otto hatte es in den vergangenen Monaten geschafft, das zuvor heillos zerstrittene Gremium zumindest nach außen zu einen. Otto fanden eigentlich alle gut - sowohl die Vertreter der fanorientierten Mitgliederorganisation Supporters als auch die Wirtschaftsgrößen wie Ian Karan.

Umso bitterer ist das Ausscheiden des weit über die Stadtgrenzen hinaus geachteten Unternehmers. Es spricht für Otto, dass er sich dieser schwierigen Aufgabe überhaupt gestellt hat - als Lenker des Konzerns ECE ist er schließlich genug gefordert.

Spannend sind jetzt zwei Fragen: Gibt es wirklich in Hamburg Unternehmerpersönlichkeiten, die eine Kandidatur riskieren - und damit auch ein mögliches schlagzeilenträchtiges Scheitern bei der Jahreshauptversammlung am 13. Januar 2013? Und: Wer wagt dann aus dem neuen Gremium heraus den Sprung auf den Chefsessel und übernimmt künftig die Herkulesaufgabe des Versöhners?

Für den HSV ist zu hoffen, dass der Verein, der so basisdemokratisch aufgestellt ist wie kein anderer Bundesliga-Konkurrent, einen neuen Otto findet. Es wäre angesichts der schwierigen Finanzlage nicht auszudenken, sollten sich die Räte wieder vor allem mit sich selbst und ihren Intrigen beschäftigen.