Hamburg. Das Leben von Heinrich Eugen Habitz endete am 6. Januar 1943 im KZ Mauthausen. Als homosexueller Mann, der sich unter dem Namen Liddy Bacroff prostituierte, galt er in der Welt des Dritten Reichs als anomal und somit als nicht lebenswürdig. Ein Stolperstein an der Simon-von-Utrecht-Straße 79 erinnert an den Mann, der sich als Frau kleidete, um seine Sexualität ausleben zu können. Jetzt kann der Stein "sprechen". Im Rahmen des Projekts "Stolpertonsteine" haben die Studentinnen Marta Werner und Sarah Dannhäuser 20 Biografien vertonen lassen. Über die Smartphone-App "Stolpersteine in Hamburg" und auf der Internetseite www.stolpersteine-hamburg.de können sie aufgerufen werden.

"Stolpertonsteine" ist eine Kooperation der 24-Jährigen mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden. "Über vertonte Biografien wollten wir einen neuen Zugang zu den Schicksalen hinter den Stolpersteinen schaffen", sagte Werner gestern.

Die beiden jungen Frauen suchten besonders interessante und bewegende Geschichten heraus. Lasen alte Briefe und studierten persönliche Dokumente. Die fertigen Texte sprachen Profis.

Der Schauspieler Tim Kreuer verleiht Heinrich Eugen Habitz alias Liddy Bacroff eine Stimme. "Schon während dem Tanz bemerkte ich den leichten Druck seiner rechten Hand auf meinem Rücken! Unbewusst schaute ich öfters in seine Augen, und sobald er es bemerkte schielte ein verlegenes Lächeln um seine Lippen... Wir hatten uns gefunden", heißt es in einer Aufzeichnung, die der Transsexuelle während eines Gefängnisaufenthalts verfasst hat.

Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung sagt, sie freue sich über eine Fortführung des Projekts. Es seien mittlerweile mehr als 4000 Stolpersteine in Hamburg verlegt worden.