Ein Kommentärchen von Joachim Mischke

Die Sache mit dem Schaden und dem Spott, für den man sich nicht weiter anstrengen muss, funktioniert nicht nur im großen Maßstab. Das klappt auch im Klitzekleinen: Wenige Hundert Meter Luftlinie neben der unfertigen Elbphilharmonie kommt es am Mittwoch zu einem radikalen kompletten Neustart des Prestigeprojekts. Allerdings deutlich überschaubarer und günstiger.

Für den zweiten Anlauf in die Weltklasse-Liga wurde nicht der nie um interessant formulierte Ausreden verlegene Baukonzern Hochtief engagiert, sondern die Drunter + Drüber AG. Die städtischen Schwarzen Peter ignoriert auch nicht mehr die ReGe, deren Fettnapf-Trefferquote legendär ist, sondern die "TräGe Projekt-Realisierungsgesellschaft". Auf der Einladung zur Grundsteinchenlegung im Miniatur Wunderland heißt es süffisant: "Sollte es zu keinen Verzögerungen kommen, wird die Elbphilharmonie nach nur sechs Miniaturmonaten im Frühjahr 2013 fertiggestellt, was maßstäblich etwa 43,5 Jahren entspricht." Klingt nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Eröffnungstermin. Ob es beim Festakt für die Kultursenatorin und den Intendanten des großen Originals einige Piccolos zum Prösterchen und Schöntrinken der eigenen Misere gibt, ist noch geheim.

Mit dem Begriff "Festpreis" hat die Stadt eher suboptimale Erfahrungen gemacht; vorsichtige Schätzungen der privaten Bauherren für die Mini-Elbphi im Maßstab 1:100, mit aufklappbarem Dach und komplettem Liliput-Orchester, sollen sich auf 100 000 Euro belaufen. "Peanuts", würde der Aufsichtsratsvorsitzende der HSH Nordbank dazu sagen. Aber das wäre wieder Ironie im großen Maßstab.