Die Hamburger sind mit ihren Kurzfilmen gut im Geschäft. Heute sind sie für den Social Media Award der Laureus-Stiftung nominiert.

Hamburg. Fantasie und gute Ideen, die hatten sie schon immer. Aber dass sie heute in Kitzbühel sitzen würden mit der Chance, den Social Media Award der Laureus-Stiftung zu gewinnen, das hätten sich Fabian Narkus, Vincent Brandes und Ivan Petrovic selbst in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können damals im Juli 2010. Fabian und Vincent saßen als Fans beim Tennisturnier am Rothenbaum, als sie den Plan für ein Projekt schmiedeten, das heute ihr Leben bestimmt.

Trotz guter Ansätze war den beiden 22-Jährigen damals klar, dass es für eine Profikarriere nicht reichen würde. Weil sie nach dem gemeinsamen Training bei der Tennis-Akademie Witthöft in Jenfeld jedoch schon immer gern Zielschießen mit Bällen auf Mülleimer gemacht hatten und glaubten, sich in puncto Ballgefühl nicht hinter den Stars der Branche verstecken zu müssen, fassten sie den Entschluss, ein Tricktennis-Video zu drehen. Inhalt des Clips sollten verschiedene Szenen sein, in denen sie aus unmöglichen Positionen Tennisbälle in Mülleimer schlagen.

Mit dem zwei Jahre jüngeren Ivan, der in Hamburg Medien-, Sport- und Eventmanagement studiert und sich mit dem Schneiden von Videos am PC ein wenig auskannte, fanden sie den perfekten Partner. In Anlehnung an das englische Wort "couroon", das einen Trickschlag bezeichnet, bei dem der Tennisball ohne Einwirkung des Gegners nach dem Aufprall in dessen Spielhälfte übers Netz zurückspringt, war der Name des Projekts gefunden: The Courooons - mit drei o, die für die drei Teammitglieder stehen.

Fabian, der nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Werbefotografen gemacht hat, ist der Rhetoriker - die Begeisterung, mit der er über das Projekt redet, ist ansteckend. Er schaffte es, ohne auch nur den Ansatz eines Videos vorweisen zu können, mehrere namhafte Sponsoren von der Idee dermaßen einzunehmen, dass diese kostenlos Ausrüstung wie Schläger, Sportkleidung oder Kameras zur Verfügung stellten. Damit drehte das Trio im Dezember 2010 das erste Video, das auf der Internetplattform YouTube eingestellt wurde. "Obwohl es amateurhaft war, sorgte es für so viel Aufsehen, dass uns sogar Nike ansprach", sagt Fabian.

Von da an ging es Schlag auf Schlag. Im Sommer 2011 erschien das zweite Video, außerdem drehten die drei Wandsbeker einen 30-sekündigen Spot, in dem Vincent einen Tennisball von einer Bungeesprung-Plattform abschlägt und Ivan diesen im Flug fängt. Da Vincent als Auszubildender bei der Kinokette Cinemaxx arbeitet, konnten sie den Spot dort offiziell vorstellen. "Von da an wussten wir, dass wir unser Projekt als Geschäftsmodell aufziehen können", sagt Fabian.

Dieses Modell funktioniert, indem die drei Tennistrickser nicht nur private Videos drehen, sondern sich Unternehmen gegen Bezahlung für Marketing- und Werbeclips zur Verfügung stellen. So waren sie für einen Kopfhörer- und Technikmulti im Januar auf der Elektronik-Fachmesse in Las Vegas tätig, für ihren Ausrüster Lacoste weihten sie in Hamburg einen Shop ein. Außerdem sorgen sie mit spektakulären Aktionen für Aufsehen - wie im Februar, als sie auf der zugefrorenen Alster bei minus 15 Grad in kurzen Hosen Eis-Tennis spielten.

Lediglich eine Liveshow, auf der sie ihre Kunststücke zeigen, ist nicht möglich, aus einem einfachen Grund: "Die Sachen, die wir in den Videos zeigen, klappen ja nie beim ersten Mal, da steckt harte Arbeit hinter", sagt Fabian. Den Bungeesprung mussten sie beispielsweise 15-mal wiederholen, bis Ivan den Ball fangen konnte.

Zum 125. Geburtstag des Hamburger SV drehten sie ein spontanes Glückwunsch-Video, das so gut ankam, dass die Geschäftsleitung der O2 World sie bat, so etwas auch für das 10. Jubiläum der Multifunktionsarena zu produzieren. Das fertige Werk, in dem die Handballer des HSV und das Eishockeyteam der Freezers auftreten, soll am 18. November beim Champions-League-Spiel der Handballer gegen Flensburg uraufgeführt werden.

Sechs Tage später gibt es im Cinemaxx am Dammtor neben diesem Clip auch einen 85-minütigen Film zu sehen, in dem das Trio das Jahr 2012 dokumentarisch aufarbeitet. Außerdem gibt es einen Kurzfilm, der erklärt, dass die Videos keine Fälschungen sind, wie Kritiker oft behaupten. "In diesem Kurzfilm zeigen wir, was alles möglich wäre, wenn wir fälschen würden. Unter anderem bringt Vincent mit einem Tennisball das Hamburger Rathaus zum Einstürzen", sagt Ivan.

Die Stadt hat mit derlei Szenarien kein Problem, im Gegenteil: Das Trio darf das Logo "Sport begeistert Hamburg" nutzen, und zur Cinemaxx-Premiere hat sich Bürgermeister Olaf Scholz angekündigt. 900 Gäste sind insgesamt geladen, das Budget von 70 000 Euro ist komplett durch Sponsoren abgedeckt. Das Eventmanagement machen die Courooons ebenso wie alle Dreh- und Schnittarbeiten komplett in Eigenregie. "Es ist Wahnsinn, was wir in den vergangenen Monaten erlebt und erreicht haben", sagt Fabian. Die Krönung wäre natürlich der Gewinn des Laureus-Social-Media-Preises, der in diesem Jahr erstmals vergeben wird und mit einer Reise und einem professionellen Imagevideo von Focus Media dotiert ist.

Mit einem 60-sekündigen Spot, der über YouTube und die Laureus-Homepage verbreitet wurde, mussten die Bewerber erklären, wie der Sport ihr Leben verändert hat. Unter rund 40 Filmchen gewannen "The Courooons" die Vorabstimmung des Publikums klar. "Jetzt hoffen wir, dass auch die Jury von uns überzeugt ist", sagt Fabian. Sollte sie das nicht sein, wäre das aber auch kein Problem. Ideen für die nächsten Jahre sind längst in Planung.

Abendblatt.de überträgt die Laureus-Gala per Livestream heute von 20 Uhr an. Dort finden Sie auch ein paar Clips mit den Tricks der Courooons.