Präventionskampagne endete am Sonntag. Viele Einbrüche könnten vermieden werden, wenn Bürger Häuser wirksamer sichern würden.

Hamburg. Am 24. September hat Innensenator Michael Neumann (SPD) auf der Erlebnismesse Du und deine Welt die Präventionskampagne der Polizei gegen Einbruchdiebstahl vorgestellt. Gaby I. probierte damals an einem Stand der Polizei aus, wie leicht sich ein deutsches "Standardfenster" knacken lässt - sie brauchte gerade drei Sekunden, um es mit einem Schraubendreher aufzuhebeln. "Das hat mich ehrlich entsetzt", sagt sie. Seit diesem Schreckmoment stehe das Thema Einbruchschutz bei ihr und ihrem Mann Thomas ganz oben auf der Agenda.

Das Ehepaar aus Alt-Osdorf hat gestern den Tag der offenen Tür der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Polizeikommissariat 14 (Caffamacherreihe 4) besucht - die Aktion am bundesweiten "Tag des Einbruchschutzes" war zugleich der Schlusspunkt der Präventionskampagne mit 115 Informationsveranstaltungen. Im Ausstellungsraum konnten sich Besucher über die von der Polizei empfohlene Sicherheitstechnik informieren. Das Fazit von Ehepaar I.: "Wir werden unsere Terrassentür und Fenster nachrüsten." Die Kosten für die Umbauten am Einfamilienhaus schätzen die Eheleute auf rund 500 Euro.

Die Polizei weist darauf hin, dass viele Einbrüche vermieden werden könnten, wenn Bürger ihre Häuser und Wohnungen wirksamer sichern würden. Seit Jahren bereitet die hohe Zahl der Einbrüche den Ermittlern Sorge. Allein im ersten Halbjahr 2012 gab es 3838 Taten - das sind 6,9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auf der anderen Seite scheitern die Täter in rund 40 Prozent der Fälle. "Das deutet darauf hin, dass die Bürger verstärkt Sicherheitstechnik einbauen", sagt Othmar Schaerffer, Leiter der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle.

Der Schwerpunkt der Ausstellung im Keller der Dienststelle - Interessierte können sich hier nach Absprache beraten lassen - liegt auf Fenster und Türen: Über sie verschaffen sich Einbrecher in 70 Prozent der Fälle Zugang. So hat es auch ein Ehepaar aus Rahlstedt erlebt, in dessen Haus binnen vier Wochen zweimal eingebrochen worden ist. Die Täter hebelten die Terrassentür auf, als die Eheleute schliefen. Danach rüstete das Paar auf, und seither ist nichts mehr passiert. Die Polizei empfiehlt deshalb den Einbau zertifizierter Produkte. Die Hamburger "Standardtür" - innen Pappe, außen Pressholz - biete kaum Schutz, sagt Kriminalberater Michael Lehmann. Es sei sinnvoll, solche Türen zu verstärken, mit Stahlblech, mehrfach verleimtem Sperrholz oder einem massiven Sperrriegel. Denn je länger ein Einbrecher benötigt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er aufgibt. In der Regel investiere er nicht mehr als fünf Minuten. Einbrüche verhindern könnten auch Nachbarn, die verdächtige Personen der Polizei melden oder in Abwesenheit das Licht in der Wohnung anmachen, sagt Lehmann. "Ansonsten: Ein guter Schutz ist noch immer die persönliche Anwesenheit."