Kirchenmusiker verrät das süße Geheimnis der Stimme: Lieder setzen Sexhormone frei

Singe, wem Gesang gegeben - das ist Freude, das ist Leben! Wir haben es immer schon gewusst, ob in der Badewanne oder am Tresen: Singen befreit nicht nur, Singen macht auch glücklich. Was zwischen Stimmbändern, Stimmlippen und Kehlkopf passiert, löst Gefühle aus, wie sie der Mensch auch in anderen Regionen des Körpers schätzt. Das bestätigte jetzt der Direktor des Evangelischen Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik in Hildesheim, Jochen Arnold. Bereits nach einer einzigen Gesangsstunde, sagte der Kirchenmann, werde das Glückshormon Oxytocin ausgestoßen, das der Körper auch beim Sex ausschütte.

Heinrich Heine hat also nicht zufällig gedichtet: "Auf Flügeln des Gesanges, Herzliebchen, trag ich dich fort." Und um nichts anderes geht es, wenn die Vogelmännchen im Frühjahr tirilieren: Nestbau und Nachwuchs.

Wissenschaftler haben schon vieles herausgefunden: Singen stärkt das Immunsystem, verlängert das Leben und lässt Kühe mehr Milch geben. Jetzt geht es also auch zu Herzen.

Irische Fußballfans, beschwipste Partygänger und verzückte Rockbarden vor dem Mikrofon eint bei ihrem Gesang die Glückseligkeit. Manche haben beim Geträller in der Badewanne nur die Armaturen oder ihre Gummiente als stumme Zuhörer, andere, sogenannten Supertalente, betören mit ihrer Sangeskunst Bohlen, Gottschalk und mehrere Millionen Fernsehzuschauer. Orpheus' Gesang brachte einstmals wenigstens nur Felsen zum Weinen, bei modernen Hupfdohlen sind es leider oft die Menschen.

Auf jeden Fall habe Musik, meint Jochen Arnold weiter, auch eine soziale Komponente. Gesangsunterricht fördere "Teamfähigkeit und emotionale Stabilität". Soll heißen: Hätten Jogis Jungs aus voller Brust die Nationalhymne gesungen, hätten sie jüngst in Warschau auch gegen Italien gewonnen.

Hat übrigens schon einmal jemand Angela Merkel singen hören, wenn sie in die nächste Euro-Krisensitzung geht? Aber das wäre dann wohl eher ein Pfeifen im Walde.