Eine Milchmädchenrechnung von Alexander Josefowicz

Um zu beweisen, dass ihre im nächsten Jahr in Kraft tretende Tarifreform mitnichten unbeliebt ist, sondern den vollen Rückhalt der Bevölkerung genießt, hat die Verwertungsgesellschaft Gema eine Umfrage durchführen lassen. Und die Ergebnisse, man ahnt es bereits, sprechen für die Gema.

Zumindest so lange, bis man sie sich etwas genauer anschaut: In der Pressemitteilung ist davon die Rede, dass sich ein Großteil der Menschen für "eine angemessene Vergütung" von Komponisten und Textdichtern aussprechen würde. Gefragt wurde aber, ob man es für "angemessen" halte, dass diese Menschen überhaupt bezahlt werden.

Doch die Gema kann nicht nur mit Wörtern und ihrer Bedeutung jonglieren, sondern auch mit Zahlen. Sensationelle 30,1 Prozent des Eintrittsgeldes bei Musikveranstaltungen würden die Deutschen gern den Musikautoren zukommen lassen - behauptet die Gema. Wie sie zu dieser Zahl gekommen ist, weiß man zwar nicht so genau. Sicher scheint nur, dass sie mit seriöser Berechnung nicht allzu viel zu tun hat.

Eine redaktionsinterne Blitzumfrage ergab, dass sich 100 Prozent der Befragten (der Autor dieser Zeilen) für eine angemessene Bezahlung von Statistikern aussprechen. Diese sollte jedoch das Gehalt des Gema-Vorstandsvorsitzenden Harald Heker (501 000 Euro in 2011) um nicht mehr als 30,1 Prozent überschreiten.