Der amerikanische Internetkonzern Yelp zahlt insgesamt 50 Millionen Dollar für das Hamburger Bewertungsportal. Zukunft noch ungewiss.

Hamburg. Die Zeiten des Goldrausches in der Internetbranche scheinen zurück zu sein: Für 50 Millionen Dollar, umgerechnet 38,5 Millionen Euro, hat jetzt der US-Internetkonzern Yelp das Hamburger Bewertungsportal Qype gekauft. Vor einigen Monaten hatten Investoren bereits 350 Millionen Dollar für die Mehrheit am Internetspieleentwickler Bigpoint ebenfalls mit Sitz in der Hansestadt ausgegeben und damit Gründer Heiko Hubertz zum Multimillionär gemacht.

Auch das aktuelle Geschäft ist für den Gründer ein äußerst lohnendes: Der Hamburger Stephan Uhrenbacher, 43, besaß zuletzt noch rund 15 Prozent der Anteile an der Internetfirma. Die Amerikaner haben sich Qype einverleibt, um einen störenden Konkurrenten auf dem europäischen Markt loszuwerden, nachdem sie in den USA das Geschäft mit den Bewertungen im Netz klar dominieren. Schließlich ist Qype bei den Plattformen, auf denen Nutzer Restaurants, Cafés, Hotels oder andere Geschäfte bewerten können, die Nummer eins in der Region.

Qype beschäftigt in Hamburg rund 100 Mitarbeiter und zählt inzwischen bis zu 25 Millionen Besucher im Monat. Es gibt den Nutzern mit rund 14 Millionen bewerteten Restaurants, Geschäften oder Touristenattraktionen in aller Welt Orientierung. In rund 170.000 Orten, von Amsterdam bis Rio de Janeiro, vergeben die Qype-Nutzer einen bis fünf Sterne für Ausgehtipps oder Dienstleister wie Friseure und Ärzte. Dazu kommen Kommentare wie "charmanter Nachbarschaftsitaliener" oder "der Friseur nimmt sich viel Zeit für die Beratung", und andere persönliche Erfahrungsberichte.

Stephan Uhrenbacher bezeichnete den Verkauf gestern gegenüber dem Abendblatt als logisch richtigen Schritt. "Ich freue mich, dass es diesen Deal gibt." Über die Zukunft der Firma unter der amerikanischen Führung wollte er gestern keine Auskunft geben. Der Unternehmer, der zuletzt im Aufsichtsrat bei Qype gesessen hatte, verwies auf die aktienrechtlichen Bestimmungen - schließlich ist Yelp an der Börse notiert.

Mit der Übernahme engagiert sich ein weiteres renommiertes US-Unternehmen in der Hamburger Internetszene, nach Google und Facebook, die hier ihre Deutschland-Zentrale haben, dem App-Entwickler Vukee, dem Softwareanbieter Adobe und dem Werbeoptimierer smaato. "Mit Yelp haben wir dann ein weiteres großes US-amerikanisches Unternehmen aus Kalifornien in Hamburg", sagte Stefan Klein von Hamburg@work. Die Brancheninitiative der digitalen Wirtschaft baue bereits seit einigen Monaten an einer transatlantischen Brücke zwischen Hamburg und San Francisco und sei dort auch personell vertreten.

Als Uhrenbacher die Qype-Seite einst online stellte, startete sie als lokale Internetplattform. Seither war der Ausbau der Firma rasant vorangeschritten. Im "Silicon Rödingsmarkt", wie die Mitarbeiter ihr Bürohaus mit weiteren prominenten Mietern aus dem Internetbusiness wie Facebook und Scoyo liebevoll nennen, hat Qype seinen Hamburger Hauptsitz. Weltweit arbeiten für die Firma in Niederlassungen in Paris, Madrid und London 170 Beschäftigte. Uhrenbacher hatte die operative Führung schon vor drei Jahren abgegeben und leitet jetzt den von ihm gegründeten Wohnungsvermittler 9flats.com.