Eine Glosse von Tino Lange

Es ist schon etwas her, dass ich am Abend vor einem Bryan-Adams-Konzert im Stadtpark auf 3sat eine alte Folge der "ZDF Hitparade" sah. Roland Kaiser bekam in der Sendung von devoten Fans Blumengebinde überreicht. "Typisch deutscher Schlager", dachte ich und war am Tag darauf erstaunt, als auch Bryan Adams, der erdige kanadische Rocker, mit Rosen bedacht wurde.

Blumen seien Zeichen der Wertschätzung für den Künstler, heißt es. Ach so. Und daher hageln sie, die Rosen, Mimosen und Herbstzeitlosen, am Dienstag bei Udo Jürgens in der O2 World. Auch bei Klassikkonzerten kommt es oft vor, dass Blumen - mit einem Grußkärtchen - an den Konzertmeister übergeben werden, der die Blütenpracht am Ende vor dem Dirigenten hinklatscht wie Vercingetorix seine Waffen vor Cäsar.

Was sollen Entertainer und Dirigenten bloß mit Blumen anfangen? Warum nichts Mannhaftes wie Bier aus Tulpengläsern, die aktuelle "Auto Motor und Sport" - optional: "Playboy" - oder Gutscheine für einen Fallschirmsprung aus der Stratosphäre?

"Hinter jeder Blume steckt ein Mensch - und seine Geschichte", sagte Udo Jürgens bei einem seiner 155 Hamburg-Konzerte. Da liegen sie bei ihm auf dem Flügel, die Geschichten, und sind nur Souvenir. Irgendwie ist das doch unromantisch. Als würde man seiner Angebeteten in der Kneipe ein spontanes Geschenk machen. Vom "Wolle Rose kaufe?"-Mann.