Das Aus für das Ford-Werk in Genk ist nur der Anfang

Ford schließt eines seiner drei größten Werke in Europa - eine bittere Nachricht für die betroffenen 4500 Beschäftigten und ihre Familien im belgischen Genk. Ein gewaltiges Stück Industrie verschwindet aus Flandern und mit ihm Arbeit und Hoffnung. Doch Genk dürfte nur der sichtbare Anfang eines harten Prozesses der Wandlung sein, welcher der europäischen Automobilindustrie bevorsteht.

Vor allem die Massenhersteller von Klein- und Mittelklassewagen, die einen großen Teil ihres Geschäfts in den vergangenen Jahrzehnten in Süd- und Westeuropa gemacht haben, müssen sich auf schwierige Zeiten einstellen. In Spanien, Italien und Frankreich brechen die Neuzulassungen im hohen zweistelligen Prozentbereich weg. Und auch in Deutschland und anderen noch nicht so stark von der Euro-Krise betroffenen Ländern auf dem alten Kontinent schwächelt die Nachfrage.

Eine Marktbereinigung ist unumgänglich. Schon heute sind die Unterschiede zwischen zahlreichen Modellen verschiedener Massenhersteller minimal. Die Folge ist eine brutale Rabattschlacht. Denn die Kunden müssen über einen niedrigen Preis zur Unterschrift unter den Kaufvertrag gebracht werden. Doch die immensen Nachlässe von zum Teil mehr als 30 Prozent auf den Listenpreis können die Konzerne nur über Kostensenkungen und Werkschließungen wie nun in Genk finanzieren. Eine Tatsache, die am Ende auch deutsche Hersteller wie Opel und seine Mitarbeiter zu spüren bekommen werden.

Die besten Aussichten haben derzeit noch Premiummarken wie Audi, Porsche oder BMW, die begehrte Statussymbole für die Reichen auf dem amerikanischen und asiatischen Markt darstellen. Aber auch Billiganbieter wie die Renault-Tochter Dacia, die Autos zu Niedrigpreisen ohne viel Schnickschnack anbieten, bedienen eine neue Käuferschicht in Europa, für die Autos längst nur noch praktische Fortbewegungsmittel sind.

Die automobile Welt steht vor revolutionären Zeiten. Teurer Sprit, Batterieantriebe und riesige Absatzmärkte jenseits des alten Europa werden den Markt in den kommenden Jahren radikal verändern.