Der frühere UKE-Professor Rainer Richter nannte als Grund eine veraltete Berechnung von Patienten und Zahlen zur Versorgung mit Praxen.
Hamburg. Trotz der langen Wartezeiten für psychisch Kranke droht in Hamburg der Abzug von 251 Praxissitzen niedergelassener Psychotherapeuten. Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Professor Rainer Richter, sagte, deutschlandweit gingen "in Groß- und Kreisstädten Tausende Praxen verloren". Jede vierte Praxis sei bedroht. Der frühere UKE-Professor Richter nannte als Grund eine veraltete Berechnung von Patienten und Zahlen zur Versorgung mit Praxen. Das Versorgungsstrukturgesetz habe nun dafür gesorgt, dass von Januar an 5700 von 23.000 Praxen stillgelegt werden könnten, weil beispielsweise Ruheständler nicht ersetzt werden.
In Deutschland warten nach Angaben der Kammer psychisch Kranke durchschnittlich 12,5 Wochen auf ein erstes Gespräch bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten. Der Mangel an Behandlungsplätzen führe häufig dazu, dass sich Burn-out oder Depressionen verschlimmerten.
Dem ARD-Magazin "Report Mainz" zufolge haben sich Krankenkassen und Ärztevertreter schon vor den Honorarverhandlungen darauf verständigt, die Zahl zusätzlicher Praxen für Psychotherapeuten zu deckeln. Die Verbraucherzentrale kritisiert: "Das, was da gelaufen ist, ist ein ausgesprochen schmutziger Deal", sagte Gesundheitsexpertin Ilona Köster-Steinebach. Aus Sicht der Verbraucherschützer machten hier Ärzte und Kassen gemeinsame Sache zulasten der Patienten.
(ryb)