Stellenabbau bei Bigpoint zeigt Probleme der Spielebranche

Die Zahlen klingen beeindruckend: Der Spiele-Entwickler Bigpoint ist binnen weniger Jahre auf 800 Mitarbeiter angewachsen, erreichte in Finanzkreisen einen Wert von 600 Millionen Dollar. Der Games-Spezialist Goodgames, ebenfalls aus Hamburg, will kurzfristig 600 neue Stellen schaffen. Die Hansestadt feiert sich mit diesen großen und immer mehr kleinen Spiele-Start-ups selber als Hochburg dieser Branche. Als Heimat eines Wirtschaftszweiges, der von Nutzern lebt, die virtuelle Städte bauen, dafür virtuelle Güter kaufen, Bauernhöfe bewirtschaften oder sich in Kampfspielen die Köpfe einschlagen. Die Zahl der Nutzer wächst, sogar in Altenheimen gehören Computerspiele heute zum Alltag.

Doch nun kündigte die erfolgsverwöhnte Bigpoint an, 120 Stellen zu streichen. Das ist eine Überraschung, zumal die Zentrale gerade in eine Immobilie in der Innenstadt gezogen war, die noch Kapazitäten für eine weitere Expansion geboten hätte. Ist der Aufschwung in der jungen Branche nun vorbei, ist dies möglicherweise sogar der Anfang vom Ende eines Hypes, vergleichbar mit dem Platzen der Internetblase vor gut zehn Jahren? Dieser Verdacht lässt sich klar verneinen. Es gibt eine Konsolidierung, aber kein Massensterben.

Einige Unternehmen der Spielebranche haben bereits Kapazitäten im Bereich der Spiele für Handys abgebaut. Damit ließe sich kein Geld verdienen, stellen sie enttäuscht fest. Und alle murren sie über die wachsende Zahl der Firmen, die in dem Spiele-Markt mitverdienen wollen, sodass für einzelne Anbieter am Ende weniger vom Kuchen übrig bleibt.

Das Wachstum ist auch abgeflacht, weil die Zahl der neuen Internetzugänge, über den viele Spiele heute laufen, kaum noch zunimmt. Es wird aber immer Menschen geben, die sich in virtuelle Welten tummeln, die lieber vor dem Bildschirm mit einem Internet-Coach trainieren, als ins Fitnessstudio zu gehen. Computerspiele konkurrieren mit kostspieligen Aktivitäten wie Kino, Essengehen oder Sport. Auch die Freizeit auf dem Bauernhof dürften die Spieler sich weiter etwas kosten lassen - und wenn es nur der Kauf einer virtuellen Kuh ist.