Ein Kommentar von Armgard Seegers

So viel tolles, großartiges, anregendes Theater wie in diesem Oktober gab's in Hamburg lange nicht mehr. Das liegt einerseits daran, dass mit dem Hamburger Theaterfestival herausragende Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum in Hamburg gastieren. Da sieht man dann z. B. mit Birgit Minichmayr in "Das Interview" eine so sinnlich-verführerische Schauspielerin, wie sie sich Theater und Film, die gerne Problemfälle ins Zentrum stellen, schon lange nicht mehr erlauben. Oder man bekommt mit Nicholas Ofczarek, Maria Happel, Michael Maertens und Joachim Meyerhoff in "Was ihr wollt" so amüsante Bühnenkomiker, dass man TV-Comedians erst mal vergisst.

Andererseits haben die großen Hamburger Theater in diesem Monat mit außergewöhnlichen Premieren eröffnet. "Der zerbrochne Krug" und "Jeder stirbt für sich allein" boten am Thalia kluge, bewegende und fantasievolle Zugriffe auf große Stoffe und präsentierten wunderbare Schauspieler. Auch das Schauspielhaus lebt in seinem Umbau- und letzten Jahr vor der neuen Intendantin Karin Beier durch neuen Schwung. Der Liederabend "Aida" und "Ödipus" lassen vergessen, dass man sich in jüngster Vergangenheit hier gern mit Mittelmaß begnügte. Theater in Hamburg macht derzeit großen Spaß. Das nächste Highlight kommt: das "Medea"-Gastspiel im Thalia.