Ein Kommentar von Tino Lange

Die aus Italien, genauer aus Brixen in Südtirol stammende Rockband Frei.Wild ist auch hierzulande enorm erfolgreich. So eroberte das neue Album "Feinde deiner Feinde" wie der Vorgänger den zweiten Platz der deutschen Albumcharts. Dabei ist Frei.Wild durchaus umstritten. So war Sänger Philipp Burger mal Mitglied der rechtspopulistischen Südtiroler Regionalpartei "Die Freiheitlichen", betont aber seit seinem Ausstieg 2008 auch musikalisch die Ablehnung von Extremismus und "braunem Mist".

Die Skepsis bleibt groß, aber die meisten Fans stört das wie schon bei einem von Frei.Wilds Vorbildern nicht, den 2005 aufgelösten Böhsen Onkelz. Die distanzierten sich jahrelang von ihren frühen Tagen im Skinhead-Milieu, nicht überall mit Erfolg.

Und wie es bei Künstlern ist, die viel Kritik einstecken müssen, wittert auch Frei.Wild überall Feinde. Auf Platz Eins der Charts ist zurzeit nämlich Elektro-Pop-Komponist Schiller mit "Sonne", obwohl davon 12 000 Einheiten weniger verkauft wurden als von "Feinde deiner Feinde". "Sonne" machte aber mehr Umsatz durch hochwertige Sondereditionen. "Armes Deutschland", beschwert sich nun Philipp Burger, der sich "nach allen Regeln der Kunst verarscht" fühlt.

Wir hingegen fragen uns, wie man es mit dem beleidigten Streben nach einem Platz vor der Sonne und Kraftmeier-Lyrik ("Wir gehen wie Bomben auf euch nieder", "Wir reiten in den Untergang") hier immer noch zu etwas bringen kann. Armes Deutschland.