Hamburg. Das Urteil in dem seit Jahrhunderten ersten Piratenprozess auf deutschem Boden war in Hamburg für diesen Freitag geplant. Doch ob das Verfahren gegen die zehn angeklagten Somalier am 105. Verhandlungstag heute zu Ende geht, sei nicht sicher, teilte das Gericht gestern mit. Nachdem Plädoyers und Schlussworte der Angeklagten bereits gehalten waren, wurde gestern überraschend erneut die Beweisaufnahme eröffnet.

Hintergrund ist die Aussage eines Angeklagten. Am Mittwoch sagte er in seinem letzten Wort, er kenne die Telefonnummer eines der Hintermänner des Piratenangriffs auf den Hamburger Frachter "Taipan" vom Ostersonntag 2010. Der Anwalt eines weiteren Angeklagten beantragte, diese Behauptung zu überprüfen. Sollte das Gericht dem Antrag folgen, könnte sich der bereits seit fast zwei Jahren laufende Prozess weiter in die Länge ziehen. Auch wenn nicht: Alle Angeklagten dürfen, sofern die Beweisaufnahme wieder geschlossen wird, noch einmal ihre Schlussworte, alle Verteidiger ihre Plädoyers wiederholen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den zehn Somaliern Angriff auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraub vor. Sie sollen Ostermontag 2010 den Hamburger Frachter "Taipan" vor der Küste Somalias beschossen und gekapert haben. Wenig später wurde die 15-köpfige Besatzung von einem niederländischen Marinekommando befreit. Die Piraten wurden gefangen genommen und später nach Deutschland gebracht.