Verzögerung der Elbvertiefung kann Hamburg Millionen kosten

Wer den Schalmeienklängen beim Börsengang der HHLA erlegen ist, wird sich seit gestern noch mehr ärgern. "Die Volksaktie Hafen ist für uns auch ein Stück praktizierter Lokalpatriotismus", frohlockten 2007 Hamburger Politiker, Analysten überboten sich mit hohen Kurszielen. Das Unternehmenspapier des Hafenbetreibers kostete beim Börsengang stolze 53 Euro. Heute ist es noch ein Drittel wert. Unmittelbar nach Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum vorübergehenden Stopp der Elbvertiefung am Mittwoch brach der Kurs von knapp 20 auf 19,24 Euro ein; gestern ging es um weitere fünf Prozent auf 18,26 Euro abwärts. Was nach virtuellen Ausschlägen klingt, hat nicht nur für die Kleinaktionäre, sondern auch für ganz Hamburg reale Auswirkungen. 48 Millionen Papiere gehören der Hansestadt - dank dem Richterspruch ist diese Beteiligung nun 82 Millionen Euro weniger wert. Nach dem Leipziger Urteil kürzen Analysten ihre Ergebnisschätzungen, eine weitere Gewinnwarnung, es wäre die dritte der HHLA im laufenden Jahr, wird nicht mehr ausgeschlossen. Natürlich kann der Kurs wieder steigen - doch die Stimmung in der Branche ist am Boden. Da wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die HHLA schon 2013 die Dividende kürzt. Die aber ist bei der städtischen Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement fest eingeplant. Bleibt die Ausschüttung hinter den Erwartungen zurück oder fällt ganz aus, würde dies den Haushalt und damit alle Hamburger belasten.

Die Probleme der HHLA zeigen, wie unklug es war, dass sich der Beust-Senat 2007 dem Druck der Gewerkschaften gebeugt hatte. Bis zu 1,8 Milliarden Euro hätte Hamburg damals mit der Privatisierung der Hälfte der HHLA einnehmen können - in Zeiten, als Häfen noch große Wachstumsgeschichten versprachen. Ver.di und die SPD-Opposition aber mobilisierten erfolgreich gegen den geplanten Verkauf. Beim Börsengang gab Hamburg schließlich nur rund 30 Prozent der Anteile ab für 1,16 Milliarden Euro. Heute ist das gesamte Unternehmen nicht einmal mehr 1,3 Milliarden Euro wert.